Mária László, geboren am 17. November 1909 in Nagykáta, Ungarn, war die erste Generalsekretärin der ersten landesweiten Organisation der Rom:nja in Ungarn, dem am 26. Oktober 1957 gegründeten „Kulturverband der Zigeuner in Ungarn“ [Magyarországi Cigányok Kulturális Szövetsége].
Aktivismus in den 1930er-Jahren
Sie wuchs in einer Familie mit dreizehn Kindern in der Nähe von Nagykáta auf, einem Dorf 65 Kilometer von der Hauptstadt Budapest entfernt, wo die Familie Land bewirtschaftete. Ihr Vater, Farkas László (1874–1954), geboren als Farkas Rafael, handelte mit Pferden und besaß in den 1910er-Jahren 120 Hektar Land und ein Haus. Der Familiengeschichte zufolge war Mária Lászlós Mutter, Rozália Czinka Kolompár (1880–1954), eine Nachfahrin eines der ersten berühmten ungarischen „Zigeunermusiker“ des 18. Jahrhunderts. Mária László besuchte die staatliche Grundschule in Nagykáta und anschließend ein Mädchengymnasium in Budapest, wo sie 1928 die fünfte Klasse abschloss. In den 1930er-Jahren arbeitete sie kurzzeitig als Postangestellte in Érd, einer Kleinstadt im Komitat Pest, und als Journalistin für die regionale Wochenzeitung Balatoni Kurír. Außerdem inszenierte sie Theaterstücke in Fonyód, einer Stadt am Balaton. Der Ton ihrer Artikel war vom ungarischen Nationalismus der damaligen Zeit geprägt.
Einem Zeitungsinterview aus dem Jahr 1958 zufolge rebellierte Mária László erstmals 1937 gegen Ungerechtigkeit und rief die Rom:nja von Pánd dazu auf, sich zu organisieren. Sie wurde als mutmaßliche Kommunistin wegen Aufwiegelung verhaftet und jahrelang von der Gendarmerie überwacht.1 Kun, „Ne legyen különbség ember és ember között: Évszázados babonák ellen küzd az egy éve létesült Cigányszövetség“ [Es soll keinen Unterschied zwischen Mensch und Mensch geben: Der vor einem Jahr gegründete Zigeunerverband kämpft gegen jahrhundertealten Aberglauben], Magyar Nemzet, 5. Pánd lag 13 Kilometer von Mária Lászlós Heimatdorf entfernt, im Komitat Pest, wo die Verfolgung der Rom:nja in den 1930er-Jahren zunahm, und zwar sowohl aufgrund der staatlichen Ausweisungsgesetze und regelmäßiger Razzien als auch aufgrund der gewalttätigen antisemitischen und antiziganistischen Ideologien und politischen Praktiken von László Endre (1895–1946).
Nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Mária László in die Ungarische Sozialdemokratische Partei ein, wo sie in den Vorstand der Budapester Sektion der Partei aufstieg; sie war auch als Sekretärin des örtlichen Ungarischen Roten Kreuzes tätig. László versuchte, den neuen politischen Kontext nach dem Systemwechsel in den späten 1940er-Jahren zu nutzen, um die Situation der Rom:nja in Ungarn zu verbessern. Sie war die erste Person im Nachkriegsungarn, die die Verfolgung der Rom:nja während des Holocausts offiziell thematisierte und sich – als Generalsekretärin des Kulturverbands der Zigeuner in Ungarn – für die Entschädigung und Rehabilitierung der romani Opfer einsetzte.
Der Kulturverband der Zigeuner in Ungarn wurde als Teil der Abteilung für nationale Minderheiten im ungarischen Kulturministerium zu einer Zeit gegründet, als sich der offizielle Ansatz zur „Lösung der Zigeunerfrage“ im staatssozialistischen Ungarn bereits veränderte: von einer nachsichtigen Haltung Mitte der 1950er-Jahre über die Erhaltung des kulturellen Erbes der Rom:nja im Zuge ihrer Assimilierung bis hin zu der Erklärung im Jahr 1961 (als der Verband schließlich aufgelöst wurde), dass Rom:nja eine „rückständige soziale Schicht“ und keine ethnische Minderheit seien.
Ende 1958 war Mária László gezwungen, den Kulturverband der Zigeuner in Ungarn zu verlassen, aufgrund der oben genannten politischen Veränderungen, aber auch, weil sie sich aktiv für die Rechte der Rom:nja einsetzte. Ihre anschließenden Bemühungen um eine Anstellung in einem Arbeitsbereich, der mit Rom:nja zu tun hatte, scheiterten. Bis zu ihrer Pensionierung als Hauptkassiererin verdiente sie ihren Lebensunterhalt bei der ungarischen Post. Sie adoptierte ein nicht der Roma Community angehörendes Mädchen, dessen Mutter während der Befreiung von Budapest 1945 verscholl, und zog es auf. Mária László starb am 7. November 1989 in Budapest. Ihr Leben und ihre Arbeit waren vorbildhaft für viele spätere Aktivist:innen der Rom:nja und machten sie zu einer Heldin der Bürgerrechtsbewegung der Rom:nja in Ungarn.