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Tipps für den Zugriff auf veröffentlichte Inhalte

Diese Website ist seit dem 5. März 2024 online. Sie werden bei Ihrem Besuch merken, dass viele Lemmata – so heißen die Stichworte in einem Nachschlagewerk – in grauer Schrift erscheinen. Das bedeutet, dass sie noch nicht veröffentlicht sind. Dies liegt daran, dass die Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa ein großes internationales Projekt ist, das gerade erst entsteht. Über 90 Autor:innen schreiben derzeit an den Texten, und erst im nächsten Jahr werden alle Ergebnisse zu finden sein. Doch schon jetzt können Sie viele Inhalte entdecken. Welche und wie – das wird im Folgenden erläutert.

Sprachversionen

Vorab ein Hinweis zu den Sprachen: Der gesamte Inhalt soll zukünftig auf Deutsch und Englisch zur Verfügung stehen. Aktuell liegen fast alle vorhandenen Lemmata erst in einer Sprachversion vor. Dies ist darin begründet, dass den Autor:innen die Möglichkeit eröffnet werden soll, ihre Texte nochmals einer kritischen Prüfung zu unterziehen, um gegebenenfalls Ergänzungen und Aktualisierungen vorzunehmen, bevor die Übersetzung angefertigt wird. Hierfür bitten wir um Verständnis. Die im Folgenden angegebenen Links zu Lemmata führen zu der momentan vorliegenden Sprachversion. Wenn Sie sich einzelne Autor:innen anschauen, werden jeweils die von ihnen verfassten Lemmata in beiden Sprachversionen angezeigt, und Sie können anhand der Schriftfarbe erkennen, welche Sprachversion vorliegt (schwarz = veröffentlicht).

Nationale Perspektiven

Der Völkermord an den Sinti:ze und Rom:nja in Europa wurde durch Deportationen in Konzentrations- und Vernichtungslager verübt, aber in einem weitaus größeren Umfang außerhalb der Lager an Hunderten von Orten, an denen Massaker stattfanden. Ein Land, in dem fast alle Rom:nja durch Erschießungen zu Tode gebracht wurden, ist das deutsch besetzte Estland. Der Autor Anton Weiss-Wendt hat neben einem Länderüberblick Informationen zu Tatorten, zu Tätern, aber auch zu den Opfern verfasst. Wenn Sie über den Index seinem Namen folgen, finden sie eine Übersicht zu den entsprechenden Lemmata.

Aus den deutsch besetzten Benelux-Ländern fanden 1944 Deportationen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau statt. Die Texte zu den Lagern Westerbork (Niederlande) und Mechelen (Belgien) sowie Biographien der Opfer veranschaulichen die Dimension der familienweisen Deportationen, die mit dem „Auschwitz-Erlass“ von SS-Reichsführer Heinrich Himmler (1900–1945) im Dezember 1942 in Gang gesetzt wurden. Auch aus Luxemburg sind vereinzelte Deportationen bekannt. Für Informationen zu den Benelux-Ländern folgen Sie den Autor:innen Jérôme Courtoy, Monique Heddebaut, Bas Kortholt, Laurence Schram, Laura Stöbener und Daniel Thilman. Es gibt außerdem eine Karte zur Verfolgung in den Benelux-Ländern, mit der Sie sich einen Überblick über diesen Tatraum verschaffen können.

Das Verfolgungsgeschehen im faschistischen Italien ist weitgehend unbekannt. Erstmals werden die Verfolgungsmaßnahmen, die der Bündnispartner des Deutschen Reiches einleitete, umfassend von Paola Trevisan dargestellt. Die Internierung von Sinti:ze und Rom:nja in Kommunen, in Strafkolonien oder Konzentrationslagern in Italien sowie die Verbannung auf verschiedene Inseln veranschaulicht die Karte mit dem Titel „Verfolgung in Italien“.

Tatorte

Die Enzyklopädie legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Darstellung von Tatorten, um erstmals einen Überblick über die an Tausenden von Orten stattfindende Verfolgung zu geben. Ein wichtiger Aspekt sind die Zwangslager, die im Deutschen Reich und mit der Ausdehnung des deutschen Machtbereiches in vielen anderen Ländern ausschließlich für Sinti:ze und Rom:nja gegründet wurden. Eine Übersicht über die auch als „Zigeunerlager“ bezeichneten Lager für das Deutsche Reich und Frankreich bieten eigens erstellte Karten.

In der Enzyklopädie wird auch die Geschichte von Sinti:ze und Rom:nja als Häftlingsgruppe in Konzentrationslagern aufgearbeitet. Schon jetzt sind Beiträge zu den Konzentrationslagern Bergen-BelsenDachauFlossenbürg und Natzweiler-Struthof zu finden.

Die Morde außerhalb von Konzentrationslagern wurden vor allem im deutsch besetzten Mittel-, Ost- und Südosteuropa, auch von Verbündeten des Deutschen Reiches, verübt. Ein bislang weitgehend nicht erforschter Tatraum ist das deutsch besetzte Polen. Dieses Thema wird in den nächsten Monaten intensiver behandelt werden. Einen ersten Eindruck verschafft eine Übersicht über die mehr als 160 Tatorte im Generalgouvernement, zu denen neben dem Lemma über Massakerorte eine Karte produziert wurde.

Biographien von Sinti:ze und Rom:nja

Für die Aufarbeitung des NS-Völkermordes ist die Perspektive der von Verfolgung Betroffenen grundlegend. Deshalb werden im Rahmen der Enzyklopädie etwa 150 Biographien von Sinti:ze und Rom:nja erarbeitet. Wenn Sie wissen wollen, welche jetzt schon vorliegen, schauen Sie in der Rubrik Lebenswege: Sinti:ze und Rom:nja nach. Diese Biographien erhellen Aspekte, die oftmals wenig beachtet werden: Die Individualität der Opfer, ihre Strategien des Überlebens und ihren Widerstand, aber auch die Verfolgungen und die Verluste, welche sie erlitten.

Weitere Länder

Die Enzyklopädie hat den Anspruch, auch das Wissen über die europäischen Länder, in denen der Völkermord nicht verübt wurde, abzubilden, denn kein Land blieb von dem Zweiten Weltkrieg unberührt. Zu allen Ländern gibt es interessante Befunde über die Situation von oder die Politik gegenüber Sinti:ze und Rom:nja, und dies ist für ein Gesamtbild wichtig. Was über Dänemark und Finnland bekannt ist, können sie jetzt nachlesen.

Auch über die neutrale Schweiz gibt es einiges zu berichten, denn sie hielt während des Krieges ihre Grenzen weitgehend geschlossen. Dies führte dazu, dass Sinti:ze und Rom:nja, die sich durch Flucht retten wollten, abgewiesen und so oftmals den Verfolgern wieder ausgeliefert wurden, wie Stéphane Laederichschildert.

Ein neues, bislang nicht untersuchtes Thema bearbeitet Eve Rosenhaft in ihrem Lemma über das Vereinigte Königreich: Was wusste die internationale Öffentlichkeit über die während des Krieges an Sinti:ze und Rom:nja begangenen Verbrechen? Und was wissen wir über die Reaktionen in dem Land, das als Alliierter gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich kämpfte?

Fotografien und die Chronologie

In dem Angebot „Fotografische Perspektiven auf den Völkermord“ finden Sie eine erste Auswahl an Fotografien, die mit ausführlicheren Bildunterschriften versehen sind und so einen eigenständigen, weiteren Zugang zum Thema ermöglichen.

Einen einzigartigen Eindruck von der Vielzahl an Verfolgungsmaßnahmen, denen Sinti:ze und Rom:nja während des Zweiten Weltkrieges ausgesetzt waren, eröffnet die Chronologie. Hier fließen alle Ereignisse, die in den veröffentlichten Lemmata behandelt werden, zusammen. Auch wenn diese Chronologie längst nicht vollständig ist, erlaubt der unmittelbare Vergleich des Tatgeschehens in verschiedenen Ländern schon jetzt tiefe Einblicke in das Ausmaß der begangenen Verbrechen.