Flossenbürg

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Flossenbürg
  • Version 1.0
  • Publikationsdatum 8. Februar 2024

Das Konzentrationslager Flossenbürg wurde im Mai 1938 am Ortsrand einer kleinen Gemeinde in der Oberpfalz, Deutschland, nahe der Grenze zur Tschechoslowakischen Republik, gegründet. Flossenbürg zählte zu jenen Konzentrationslagern (KZ), die Reichsführer-SS Heinrich Himmler (1900–1945) einrichten ließ, um Häftlinge zur Gewinnung von Baustoffen einzusetzen. Für die Standortwahl des Konzentrationslagers Flossenbürg waren vor allem die örtlichen Granit-Steinbrüche ausschlaggebend. Im Hauptlager und in über 80 Außenlagern, die bis Kriegsende gegründet wurden, hielt die Schutzstaffel (SS) zwischen 1938 und 1945 über 100 000 Menschen als Häftlinge gefangen. Davon galten rund 23 000 als jüdische Häftlinge, die vor allem ab Mitte 1944 in den Lagerkomplex verschleppt wurden. Der überwiegende Teil aller Gefangenen stammte aus dem östlichen Europa, vor allem aus Polen und aus der Sowjetunion.

Im Hauptlager mussten die Häftlinge in einem Granitsteinbruch der SS-eigenen Deutschen Erd- und Steinwerke arbeiten, später auch in der Rüstungsproduktion der Firma Messerschmitt. Mindestens 30 000 der Gefangenen wurden ermordet oder kamen aufgrund der menschenunwürdigen Bedingungen ums Leben.1Vgl. Benz und Distel, Hg., Flossenbürg.

Sinti:ze und Rom:nja in Flossenbürg – Zahlen

Die Forschungen zu Sinti:ze und Rom:nja im Lagerkomplex Flossenbürg stehen für viele Bereiche noch am Anfang, insbesondere mit Blick auf die männlichen Häftlinge sowie die Personen, die zur Minderheit gehörten und vor 1944 in Flossenbürg festgehalten wurden. Noch gravierender ist das Forschungsdesiderat bezüglich der nicht deutschsprachigen Sinti:ze und Rom:nja.

Aktuell (September 2023) können in der Datenbank „Memorial Archives“ der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg 681 Häftlinge als Sinti:ze und Rom:nja namentlich nachgewiesen werden. Dies stellt die Datengrundlage dieses Beitrags und aller im Folgenden genannten Zahlen dar. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl zu gering ist, da noch nicht hinreichend systematisch zu dieser Personengruppe im Lagerkomplex Flossenbürg gearbeitet wurde und durch die Abgleiche und Vernetzung verschiedener Datenbanken immer wieder neue Erkenntnisse hinzukommen.2Vgl. Ibel, Vernetztes Forschen. Lediglich eine Publikation aus dem Jahr 2001 beschäftigt sich mit der Gruppe der Sinti:ze und Rom:nja im Lagerkomplex Flossenbürg, genauer mit den weiblichen Häftlingen in den Außenlagern Zwodau und Wolkenburg. Diese Studie von Norbert Aas wurde vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Bayern in Auftrag gegeben und wird bei den Angaben von Zahlen, wenn möglich, stets erwähnt. Diese frühere Recherche geht von bis zu 1 000 Sinti:ze und Rom:nja im Lagerkomplex Flossenbürg aus, wenngleich der Autor einräumen muss, dass die Datenlage unsicher und teils widersprüchlich ist. Daher sind auch diese Angaben als grobe Schätzungen anzusehen.3Vgl. Aas, Sinti und Roma, 27.

Sintize und Romnja im Lagerkomplex Flossenbürg

Der Großteil der in den „Memorial Archives“ identifizierten Angehörigen der Minderheit waren Frauen – hier gehen wir aktuell von 512 Personen aus. Die meisten dieser Häftlinge befanden sich in den Außenlagern Zwodau4Vgl. Schmolling, „Zwodau“. (211 Personen von insgesamt 1 355 Häftlingen5Anzahl der Häftlinge, die laut Datenbankabfrage in den „Memorial Archives“ (Stand September 2023) seit dem 1. September 1944 in dem jeweiligen Außenlager registriert waren, ohne Häftlinge, die 1945 im Rahmen von Todesmärschen einzelne Außenlager passierten, wie zum Beispiel im Fall von Zwodau.), Wolkenburg6Vgl. Fritz, „Wolkenburg“. (150 Personen von 401) und Graslitz7Vgl. Schmolling, „Graslitz“. (136 Personen von 1 383). Diese Gefangenen waren vor allem ab 1944 in Außenlagern in Sachsen und im heutigen nordwestlichen Tschechien zur Zwangsarbeit eingesetzt, die zunächst dem Konzentrationslager Ravensbrück unterstanden. Ab dem 1. September 1944, als die SS die Zugehörigkeit der Frauen-Außenlager in Sachsen und Böhmen neu regelte, gehörten diese Lager organisatorisch zu Flossenbürg. Für die dort bei der Zwangsarbeit ausgebeuteten Frauen änderte sich jedoch wenig, und vielen Überlebenden blieb der Name Ravensbrück viel stärker in Erinnerung als Flossenbürg.

Norbert Aas geht außerdem für die Außenlager Dresden-Universelle8Vgl. Fritz, „Dresden (Universelle)“; Aas, Sinti und Roma, 139. von etwa 80 und für Neurohlau9Vgl. Kanak, „Neurohlau“; Aas, Sinti und Roma, 36. von knapp 40 Gefangenen aus. In Zwodau sollen neben deutschsprachigen Sintize ab dem 20. Januar 1945 auch etwa 200 ungarische Romnja festgehalten worden sein. Zu Letzteren gibt es jedoch bisher kaum Recherchen. Czesława Malinowska, eine Mitgefangene in Zwodau, wurde 1968 von polnischen Behörden zu ihrer Verfolgungsgeschichte befragt und sagte aus, dass die ungarischen Romnja nur kurze Zeit vor Ort gewesen, dann in einen nahe gelegenen Wald gebracht und erschossen worden seien.10Vgl. Aas, Sinti und Roma, 136.

Über die Hälfte der Sintize und Romnja in den Außenlagern Flossenbürgs gehörten den Jahrgängen 1923 bis 1929 an, viele waren zuvor im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau inhaftiert gewesen. Einige der jungen Sintize, die zuvor im Lagerabschnitt BIIe in Auschwitz-Birkenau in der Schreibstube oder der Häftlingsküche hatten arbeiten müssen, verschleppte die SS über Ravensbrück ins westböhmische Graslitz. In diesem Außenlager mussten sie feinmechanische Arbeiten für das Luftfahrtgerätewerk Hakenfelde GmbH (LGW), ein Tochterunternehmen des Siemens-Konzerns, verrichten. Die Produktion wurde in einer stillgelegten Textilfabrik ausgeführt. Die Unterbringung der weiblichen Gefangenen befand sich in einem Obergeschoss über der Werkhalle.11Vgl. Schmolling, „Graslitz“; Guttenberger, Persönliche Gespräche mit Sarah Grandke 2015–2023.

Elisabeth Schneck verheiratete Guttenberger (geb. 1926) war im März 1943 mit ihrer Familie aus München nach Auschwitz-Birkenau verschleppt worden. Etwa ein halbes Jahr später setzte die SS sie in der Schreibstube des Lagerabschnitts BIIe ein, der ausschließlich für Sinti:ze und Rom:nja bestimmt war. Über verschiedene Stationen gelangte sie ab Sommer 1944 nach Graslitz.12Vgl. Nerdinger, Die Verfolgung der Sinti und Roma. Dort half ihr ein deutscher Vorarbeiter, aus der Produktion in eine Bürotätigkeit zu wechseln, was ihr nach eigenen Aussagen das Leben rettete. In Graslitz kamen mindestens vier weibliche Gefangene ums Leben, darunter die tschechische Romni Anna Angerová (1920–1944). Ihre Leichname wurden auf dem Alten Friedhof in Sokolov (Falkenau/Eger) begraben. Wie der überwiegende Teil der bisher bekannten mindestens 55 tschechoslowakischen Sinti:ze bzw. Romn:ja im gesamten Lagerkomplex Flossenbürg, war auch die 24-jährige Anna Angerová vor dem Außenlager Graslitz in Auschwitz-Birkenau festgehalten worden, wohin sie aus einem Zwangslager im Protektorat Böhmen und Mähren deportiert worden war.13Recherchen von Peter Liszt, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, 2016–2018. Kurz vor der Befreiung des Außenlagers Graslitz wurden alle Häftlinge auf einen Todesmarsch getrieben, von dem aus einige, auch Sintize, flüchten konnten.14Elisabeth Guttenberger konnte sich mit einer Cousine und Freundin absetzen. Vgl. Nerdinger, Die Verfolgung der Sinti und Roma, 224 f.; Guttenberger, Persönliche Gespräche mit Sarah Grandke 2015–2023; Zeugenaussage Elisabeth Guttenberger, geb. Schneck, am 2.2.1965 im Auschwitz-Prozeß, in: Protokoll, Kommissarische Vernehmung vom 2.2.1965 (Pforzheim), 4 Ks 2/63, Bd. 108, Anlage 2 zum Protokoll vom 11.2.1965, aus: Fritz Bauer Institut Archiv 4Ks/2/63; Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Hg., Der Auschwitz-Prozess, 29.124-29.139; Guttenberger, „Das Zigeunerlager“.

In Wolkenburg nahe Chemnitz mussten die Häftlinge in der Fertigung des Berliner Elektro-Unternehmens Opta Radio arbeiten. Als Fabrikationsgelände wurde eine stillgelegte Weberei genutzt. Die insgesamt 399 gefangenen Frauen waren im obersten Geschoss eines Fabrikgebäudes untergebracht. Mindestens sieben Häftlinge kamen in Wolkenburg ums Leben.15Vgl. Fritz, „Wolkenburg,“ 268.

Aus Wolkenburg ist ein Brief von Luise Mai (1929–unbekannt) und Rosa Georges (1927–unbekannt) vom 8. Oktober 1944 überliefert, den sie an das katholische Kinderheim St. Josefspflege in Mulfingen adressierten. Die beiden Mädchen, 15 und 13 Jahre alt, baten darin um Zusendung von Nahrungsmitteln und beschrieben, wie 39 Kinder aus der Minderheit der Sinti:ze aus dem Heim am 9. Mai 1944 gemeinsam nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und voneinander getrennt worden waren. Nur vier der Kinder überlebten Auschwitz und wurden nach Buchenwald und Ravensbrück überstellt. Luise Mai und Rosa Georges wurden später in Dachau befreit.

Anfang September 1944 gelang zwei Sintize aus dem Außenlager Wolkenburg die Flucht: Die 19-jährige Marie Fröhlich (1925–unbekannt) und die 20-jährige Rosa Frost verheiratete Mettbach (1924–2004). Die Kriminalpolizei Chemnitz griff die beiden jungen Frauen jedoch im November wieder auf und beide wurden ins Lager Wolkenburg zurückgebracht, wo sie mit Schlägen und Haft im Stehbunker bestraft wurden. Mitte April 1945 trieb die SS 372 Häftlinge, darunter Rosa Mettbach und Marie Fröhlich, auf einen Todesmarsch von Wolkenburg in das etwa 400 Kilometer entfernte Konzentrationslager Dachau. Von diesen 372 gefangenen Frauen erreichten nur 116 das Ziel.16Vgl. ebd., 269. Nachdem Rosa Mettbach noch auf dem Todesmarsch befreit worden war, kehrte sie nach München zurück, wo ihr Mann und ihr Kind lebten, das sie 1944 in München heimlich zur Welt hatte bringen können. Rosa Mettbach berichtete Anfang der 1990er-Jahre in zwei Videointerviews von ihren Erfahrungen.17Vgl. Interviews mit Rosa Mettbach 1994: https://video.fernuni-hagen.de/Play/7025; und 1993: https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn87608 [Zugriffe: 01.11.2023]. Unter den Überlebenden des Todesmarsches war auch die Sintezza Anna Kreuz verheiratete Mettbach (1926–2015), die vor allem ab den 1990er-Jahren als Zeitzeugin aktiv war.18Vgl. Mettbach, „Wer wird die nächste sein?“; KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Handmappe Anna Mettbach. Beide mussten, wie viele andere auch, über Jahrzehnte um Anerkennung und Entschädigung kämpfen.

Das Hauptlager Flossenbürg als Zwischenstation für Sinti und Roma

Soweit derzeit bekannt, war das Hauptlager, das ein reines Männerlager war, vor allem eine Zwischenstation für die meisten Sinti und Roma. Für die ersten Jahre sind vor allem Einzeltransporte von Sinti und Roma in das Hauptlager dokumentiert. Die ersten Gefangenen kamen aus dem Konzentrationslager Dachau und wurden für den Aufbau des Lagers ab Mai 1938 eingesetzt. Am 1. Oktober 1938 ließ die SS mindestens drei ursprünglich aus Österreich stammende Roma von Dachau nach Flossenbürg transportieren. In der Lagerregistratur wurden Heinrich Horvath (1909–unbekannt), Wenzel Horvath (1894–1941) und Alois Sarkösi (1915–1940) als „BV“-Häftlinge, sogenannte „Berufsverbrecher“ vermerkt. Eine Recherche der Gedenkstätte zu österreichischen Häftlingen ergab, dass diese drei Männer österreichische Roma aus dem Burgenland waren. Eine ausführliche Suche nach Selbstzeugnissen, Entschädigungsanträgen oder Ähnlichem steht noch aus.19Recherchen von Peter Liszt, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, 2016–2018. Vgl. auch Wien Museum, Hg., Romane Thana, 72. Es ist jedoch davon auszugehen, dass nach aktuellem Wissensstand diese drei die ersten Roma sind, die in das Konzentrationslager Flossenbürg verschleppt wurden.

Norbert Aas war noch davon ausgegangen, dass der erste als „Zigeuner registrierte Häftling in Flossenbürg der aus Ostpreußen stammende Sinto Paul Dombrowski (auch Dombrowsky)20Aas, Sinti und Roma, 40; Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D 900793. (1915–1985) war. Dombrowsky arbeitete als Händler und lebte vor der Festnahme in Königsberg, zuletzt am Continerweg, wo die örtliche Kriminalpolizei ein Zwangslager eingerichtet hatte. 1938 wurde Paul Dombrowski in das KZ Sachsenhausen und weiter nach Flossenbürg verschleppt. Er selbst gab den Aufenthalt in Flossenbürg ab April 1939 an.21Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D 900793. Die Karte, auf der jeweils die Habe der Häftlinge bei Einlieferung aufgeführt wurde (Effektenkarte), ist für Paul Dombrowski auf April 1940 datiert. Im Jahr 2008 wurde ein Musterungsausweis von Paul Dombrowski gefunden, den die Arolsen Archives an die Nachkommen zurückerstatten wollten. Angehörige von Herrn Dombrowski konnten jedoch zum damaligen Zeitpunkt nicht ausfindig gemacht werden.

Bis April 1942 hatte die „Rassenhygienische Forschungsstelle“ in Bayern 888 „Rassengutachten“ erstellt.22Vgl. Grandke, „Die Verfolgung der Sinti und Roma“. Ein Großteil der Erfassten lebte im Bereich der Kriminalpolizeistellen Augsburg, Nürnberg-Fürth, Regensburg und Würzburg, darunter auch einige Familien in der Region Weiden in unmittelbarer Nähe zum KZ Flossenbürg. Von diesen wurde jedoch, soweit bekannt, niemand direkt dorthin verschleppt.23Staatsarchiv München, Pol. Dir. 7033, Bl. 5/2, Abschrift, Kriminalpolizeistelle München an das Reichssicherheitshauptamt, 7.4.1942, Kopie im Privatbesitz von Ludwig Eiber, München. Wenn die Kripo bayerische Sinti:ze und Rom:nja vor März 1943 in ein Konzentrationslager deportieren ließ, war der Bestimmungsort für Frauen das KZ Ravensbrück, für Männer vor allem das KZ Dachau. Eine Ausnahme war der Münchner Kapellmeister Rudolf Reinhardt(1899–vmtl. Herbst 1942). Der sechsfache Familienvater wurde im Juli 1942 von der Kripo München festgenommen und nach Flossenbürg verschleppt. Nur wenige Wochen später erfolgte der Transport ins Konzentrationslager Mauthausen-Gusen, wo er vermutlich im Oktober 1942 starb.24Vgl. Nerdinger, Die Verfolgung der Sinti und Roma, 148, 186; Erinnerungszeichen für Familie Reinhardt in München, 2021: https://www.youtube.com/watch?v=ydk0TF42jIg [Zugriff: 31.01.2024]; Arolsen Archives, Korrespondenzakten T/D 130134, T/D 1060768 und T/D 130132; Arolsen Archives, 1.1.8.3/10983055/ITS Digital Archive, Individuelle Unterlagen Rudolf Reinhardt, Flossenbürg; Landesamt für Finanzen, Landesentschädigungsamt München, Entschädigungsakte EG 43657-BEG 38127.

Jakob Bamberger (1913–1989), der ursprünglich aus Ostpreußen stammte und später in Frankfurt am Main lebte, wurde wegen illegalen Grenzübertritts und vermutlich aufgrund der Nähe des Verhaftungsortes nach Flossenbürg verschleppt. Der Boxprofi, der 1936 auch der deutschen Olympiaauswahl angehörte hatte und Vizemeister im Fliegengewicht war, wollte 1941 vor der zunehmenden rassistischen Verfolgung ins Protektorat Böhmen und Mähren flüchten, war jedoch auf dem Weg nach Prag verhaftet worden. Nach etwas mehr als einem Jahr im Hauptlager ließ ihn die SS im Februar 1943 nach Dachau transportieren. In Flossenbürg war er als „ASO“, sogenannter Asozialer, in Dachau als „AZR“-Häftling („Arbeitszwang Reich“) registriert. In Dachau missbrauchten Ärzte Jakob Bamberger für medizinische Versuche.25KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Konzentrationslager Flossenbürg, 66; KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Handmappe Jakob Bamberger; Arolsen Archives, 1.1.5.3/5470838/ITS Digital Archive, Häftlingspersonalkarte Jakob Bamberger, Buchenwald; Eiber, „Ich wußte, es wird schlimm“, 38; Bamberger: „… und mir wollten sie den Hungerstreik verbieten“; Marco Theuer, Holocaust – die Schicksale verfolgter KZ-Boxer, http://suite101.de/article/holocaust-die-schicksale-verfolgter-kzboxer-a65732 [Zugriff: 01.11.2023].

Die nachweisbare Zahl an Sinti:ze und Rom:nja im KZ Komplex Flossenbürg stieg ab Sommer 1944 mit Auflösung des Lagerbereichs BIIe in Auschwitz-Birkenau an. In dem Zusammenhang gelangte der bislang einzig bekannte, größere zusammenhängende Transport nach Flossenbürg. 82 Sinti und Roma verließen am 22. Mai 1944 Auschwitz und wurden fünf Tage später, am 27. Mai 1944, in Flossenbürg registriert. Der Großteil dieser Männer musste ab spätestens Januar 1945 in verschiedenen Außenlagern Zwangsarbeit leisten.

Ein zur Kennzeichnung von Sinti:ze und Rom:nja bestimmter Winkel auf der Häftlingskleidung  – etwa in brauner Farbe, wie dies kurzzeitig im Sommer 1939 in Dachau der Fall war – wurde nach bisherigem Wissensstand in Flossenbürg nicht verwendet. Viele der gefangenen Sinti:ze und Rom:nja wurden bis Sommer 1944 nicht explizit unter der Häftlingskategorie „Zigeuner“ registriert. Dies änderte sich erst ab 1944. Die meisten dieser dann registrierten Häftlinge mussten den schwarzen Winkel als „asoziale“ Häftlinge tragen, auf den Effektenkarten wurde der Zusatz „Zig“ für „Zigeuner“ eingetragen.

Sinti und Roma in den Außenlagern des Lagerkomplexes Flossenbürg

Die Gesamtzahl der männlichen Häftlinge der Minderheit liegt nach aktuellem Stand laut „Memorial Archives“ bei 169 Personen. Viele von ihnen waren – wenn überhaupt – nur für kurze Zeit im Hauptlager und wurden von dort in Außenlager überstellt. Sinti und Roma befanden sich nach derzeitigem Stand der Daten vor allem in den Außenlagern Johanngeorgenstadt (22 Personen), Hersbruck (22 Personen), Leitmeritz (18 Personen) und Flöha (elf Personen).

Die Männer in Johanngeorgenstadt, darunter 22 Sinti beziehungsweise Roma, wurden im August 1944 über Buchenwald dorthin verschleppt. In einem Zwei-Schicht-Betrieb mussten die Gefangenen dort Flugzeugteile bauen. Die Produktion und Unterkunft war von einem Elektrozaun umgeben. Als Gelände nutzte die Erla Maschinenwerk GmbH Leipzig eine stillgelegte Möbelfabrik. Einer der dortigen gefangenen Sinti war der damals 16-jährige Walter Hartmann (1928–vermutlich vor Mai 1945), der mit seinen Angehörigen im März 1943 aus Hamburg nach Auschwitz-Birkenau und von dort im April 1944 nach Buchenwald deportiert worden war. Über ein Außenlager in Leipzig gelangte er im August 1944 nach Johanngeorgenstadt, wo er noch bis zum 17. Februar 1945 registriert war. Danach verliert sich seine Spur. Ob er noch auf den Todesmarsch getrieben wurde oder währenddessen umkam, ist nicht überliefert.26Das Amtsgericht Hamburg erklärte ihn nach Kriegsende für tot. Staatsarchiv Hamburg, 351-11-48701, Wiedergutmachungsakt Walter Hartmann (geb. 11.01.1928) sowie gesammelte Informationen dazu auch in der nicht öffentlichen Projektdatenbank des denk.mal Hannoverschen Bahnhof Hamburg. Vgl. Grandke, „Prenzlau – Hamburg – Auschwitz-Birkenau“.

Das Außenlager Hersbruck war mit etwa 9 000 Häftlingen das zweitgrößte Außenlager im Lagerkomplex Flossenbürg. Dort sollte ein Stollensystem für die Produktion von BMW-Flugzeugmotoren gebaut werden. Aufgrund der Bedingungen im Lager überlebte etwa die Hälfte der Häftlinge das Lager nicht. Neben der mangelhaften Infrastruktur im Lager kam es aufgrund unzureichender Arbeitsschutzbedingungen immer wieder zu Unfällen.27Schmidt, „Happurg und Hersbruck,“ 132.

Nach Hersbruck kamen vor allem jene 82 Sinti und Roma, die mit dem Transport aus Auschwitz-Birkenau am 27. Mai 1944 nach Flossenbürg transportiert worden waren. Der Transport von Birkenau ins Hauptlager Flossenbürg dauerte fünf Tage. Die Sinti beziehungsweise Roma waren zunächst vor allem im Block 6 und 19 untergebracht. Einige von ihnen wurden später zur Zwangsarbeit in verschiedene Außenlager weiter verschleppt. Der älteste Gefangene war der in Tübingen geborene Sinto Eugen Lang (1897–1945). Seine Verlobte, die als „Arierin“ galt, weshalb die Behörden aufgrund der „Nürnberger Gesetze“ dem Paar eine standesamtliche Trauung verweigerte, suchte nach dem Krieg nach Spuren von Eugen Lang. Erst seit 2013 ist bekannt, dass er zwar die Lager Auschwitz-Birkenau, Flossenbürg und auch Hersbruck überlebte, doch kurz vor Kriegsende ins KZ Dachau verschleppt worden war, wo er wenige Tage vor der Befreiung starb. Seine Verlobte erfuhr dies vermutlich nie. Auf Eugen Langs Effektenkarte in Flossenbürg sind neben einer Weste, ein paar Schuhen, zwei Oberhemden und einer Unterhose auch Trauringe verzeichnet, die er offensichtlich bei der Deportation mit sich trug.28Vgl. Nerdinger, Die Verfolgung der Sinti und Roma, 189; Grandke, „Die Verfolgung der Sinti und Roma“; Schmidt, „Happurg und Hersbruck“.

Im Außenlager Leitmeritz war der Sinto Hugo Franz (1913–2001) inhaftiert. Franz hatte Geige studiert und als Musiker gearbeitet. Nach Leitmeritz kam er über verschiedene Stationen, zuvor war er im KZ Groß-Rosen inhaftiert gewesen. In Leitmeritz musste er in der unterirdischen Rüstungsproduktion arbeiten, bekam jedoch schnell eine bessere Arbeitsposition. In den letzten Tagen des Krieges sollte Hugo Franz dann in der Wehrmacht eingesetzt werden, konnte sich dem jedoch entziehen. Er überlebte, gründete und leitete später den Landesverband der deutschen Sinti und Roma in Nordrhein-Westfalen.29Vgl. Hugo Franz, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00006737 [Zugriff: 01.11.2023).

Gedenken in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

US-Truppen befreiten das Hauptlager am 23. April 1945. Sie fanden etwa 1 000 Häftlinge, die gesundheitlich überwiegend in einer sehr schlechten Verfassung waren. Erste Erinnerungszeichen errichtete ein internationales Denkmalkomitee ab 1946, das vor allem von polnisch-katholischen ‚Displaced Persons‘ vorangetrieben wurde. Diese ersten Gedenkanlagen waren in der Ausgestaltung und Symbolik vor allem christlich und national ausgerichtet.30Vgl. Grandke, „Moving memories“; allgemein zur Nachgeschichte des KZ-Flossenbürg u. a. Skriebeleit: Erinnerungsort Flossenbürg. Sinti:ze und Rom:nja kamen dabei als Opfergruppe nicht vor. Nach bisherigem Recherchestand nahmen Angehörige der Minderheit nicht an der frühen Erinnerungsinitiative teil.

Vor allem in den 1950er-Jahren wurde die frühe und als Park und Friedhof angelegte Gedenkstätte in Flossenbürg um- und ausgebaut; das eigentliche KZ-Häftlingslagergelände mit historischen Gebäuden jedoch immer weiter abge- und überbaut. Eine im heutigen Sinne arbeitende Gedenkstätte mit Personal und Archiv entstand erst ab Mitte der 1990er-Jahre. Eine erste umfassende Dauerausstellung zum Lagerkomplex Flossenbürg wurde 2007 eröffnet, eine zweite zur Nachgeschichte des Konzentrationslagers 2010. Heute, Stand 2023, verzeichnet die Gedenkstätte jährlich etwa 100 000 Besuchende.

Im Jahr 2013 initiierte der bayerische Landesverband Deutscher Sinti und Roma bei der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, ein Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zu errichten. Das Ergebnis des Denkmalwettbewerbs wurde am 17. April 2016 im Rahmen des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers der Öffentlichkeit übergeben und enthüllt. Das Denkmal aus schwarzem Basalt wurde von dem Bildhauer Alfred Kainz (geb. 1960) entworfen. Seine Gestalt verweist zum einen auf die Form eines Flugzeugflügels der „Messerschmitt Bf 109“, zum anderen auf den schwarzen Winkel, den Sinti:ze und Rom:nja im Konzentrationslager als Kennzeichnung tragen mussten. Die Inschrift des Denkmals lautet: „Zum Gedenken an die Sinti und Roma, die im Konzentrationslager Flossenbürg, seinen Außenlagern und auf den Todesmärschen dem nationalsozialistischen Völkermord zum Opfer fielen.“

Am Außenlager Hersbruck existiert außerdem ein Gedenkort für die verfolgten und deportierten Hersbrucker Sinti-Familien, der 2020 eingeweiht wurde.

In den Bildungsmaterialien der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg spielen verschiedene Biografien von Sinti:ze beziehungsweise Rom:nja eine Rolle, eine von ihnen ist die von Anna Mettbach. Verschiedene Biografien sind überdies in Handmappen in der Ausstellung „Konzentrationslager Flossenbürg 1938–1945“ zu finden. In der Ausstellung „Was bleibt“, die sich mit der Zeit nach 1945 beschäftigt, wird der Kampf um Entschädigung am Beispiel von Kynophas Schmidt (1899–1967) gezeigt. Der Umgang mit dem Völkermord an Sinti:ze und Rom:nja nach der Befreiung wird dort als Querschnittsthema verhandelt und an konkreten Biografien veranschaulicht.31Vgl. Peritore, „Geteilte Verantwortung?“, 228; die Biografie von Aloisie Istvanova (1893–1971) in: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Jan Švimberský, Hg., „Heute ein Heiliger, morgen ein Schweinhund!“, 24.

Leerstellen und Forschungsperspektiven

Schriftliche Erinnerungsberichte zu männlichen Flossenbürg-Überlebenden sind den Autor:innen derzeit kaum bekannt. Zwei Videointerviews mit Hans Seeger (1931–unbekannt) und Johann Mongo Stojka (1929–2014), die gegen Ende des Krieges auf einem Todesmarsch nach Flossenbürg kamen, sind bisher noch nicht ausgewertet. 32Seeger wurde 2018 von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Stojka 1998 durch die USC Shoah Foundation interviewt: https://memorial-archives.international/media_collections/show/645a5127f3511b23848b456f und https://memorial-archives.international/media_collections/show/5aa2597a589cef782c8b4567 [Zugriffe: 01.11.2023]. Bei weiblichen Häftlingen und zugleich Angehörigen der Minderheit ist die Überlieferung besser, auch da zahlenmäßig ab Sommer 1944 mehr Sintize und Romnja im Lagerkomplex Flossenbürg inhaftiert waren. Eine systematische Recherche zu der Verfolgtengruppe sowie auch die Einbeziehung von Selbstzeugnissen, Entschädigungsakten und weiteren Quellen muss noch geleistet werden. Anzumerken bleibt, dass die Forschungslage zu deutschsprachigen Sinti:ze und Rom:nja bedeutend günstiger ausfällt als die zu Angehörigen der Minderheit aus dem tschechoslowakischen Raum, wozu nur wenige Recherchen zu Einzelpersonen vorliegen. Über Sinti:ze und Rom:nja aus dem westlichen Europa oder auch Ungarn ist bislang kaum etwas bekannt.

Einzelnachweise

  • 1
    Vgl. Benz und Distel, Hg., Flossenbürg.
  • 2
    Vgl. Ibel, Vernetztes Forschen.
  • 3
    Vgl. Aas, Sinti und Roma, 27.
  • 4
    Vgl. Schmolling, „Zwodau“.
  • 5
    Anzahl der Häftlinge, die laut Datenbankabfrage in den „Memorial Archives“ (Stand September 2023) seit dem 1. September 1944 in dem jeweiligen Außenlager registriert waren, ohne Häftlinge, die 1945 im Rahmen von Todesmärschen einzelne Außenlager passierten, wie zum Beispiel im Fall von Zwodau.
  • 6
    Vgl. Fritz, „Wolkenburg“.
  • 7
    Vgl. Schmolling, „Graslitz“.
  • 8
    Vgl. Fritz, „Dresden (Universelle)“; Aas, Sinti und Roma, 139.
  • 9
    Vgl. Kanak, „Neurohlau“; Aas, Sinti und Roma, 36.
  • 10
    Vgl. Aas, Sinti und Roma, 136.
  • 11
    Vgl. Schmolling, „Graslitz“; Guttenberger, Persönliche Gespräche mit Sarah Grandke 2015–2023.
  • 12
    Vgl. Nerdinger, Die Verfolgung der Sinti und Roma.
  • 13
    Recherchen von Peter Liszt, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, 2016–2018.
  • 14
    Elisabeth Guttenberger konnte sich mit einer Cousine und Freundin absetzen. Vgl. Nerdinger, Die Verfolgung der Sinti und Roma, 224 f.; Guttenberger, Persönliche Gespräche mit Sarah Grandke 2015–2023; Zeugenaussage Elisabeth Guttenberger, geb. Schneck, am 2.2.1965 im Auschwitz-Prozeß, in: Protokoll, Kommissarische Vernehmung vom 2.2.1965 (Pforzheim), 4 Ks 2/63, Bd. 108, Anlage 2 zum Protokoll vom 11.2.1965, aus: Fritz Bauer Institut Archiv 4Ks/2/63; Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Hg., Der Auschwitz-Prozess, 29.124-29.139; Guttenberger, „Das Zigeunerlager“.
  • 15
    Vgl. Fritz, „Wolkenburg,“ 268.
  • 16
    Vgl. ebd., 269.
  • 17
    Vgl. Interviews mit Rosa Mettbach 1994: https://video.fernuni-hagen.de/Play/7025; und 1993: https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn87608 [Zugriffe: 01.11.2023].
  • 18
    Vgl. Mettbach, „Wer wird die nächste sein?“; KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Handmappe Anna Mettbach.
  • 19
    Recherchen von Peter Liszt, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, 2016–2018. Vgl. auch Wien Museum, Hg., Romane Thana, 72.
  • 20
    Aas, Sinti und Roma, 40; Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D 900793.
  • 21
    Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D 900793.
  • 22
    Vgl. Grandke, „Die Verfolgung der Sinti und Roma“.
  • 23
    Staatsarchiv München, Pol. Dir. 7033, Bl. 5/2, Abschrift, Kriminalpolizeistelle München an das Reichssicherheitshauptamt, 7.4.1942, Kopie im Privatbesitz von Ludwig Eiber, München.
  • 24
    Vgl. Nerdinger, Die Verfolgung der Sinti und Roma, 148, 186; Erinnerungszeichen für Familie Reinhardt in München, 2021: https://www.youtube.com/watch?v=ydk0TF42jIg [Zugriff: 31.01.2024]; Arolsen Archives, Korrespondenzakten T/D 130134, T/D 1060768 und T/D 130132; Arolsen Archives, 1.1.8.3/10983055/ITS Digital Archive, Individuelle Unterlagen Rudolf Reinhardt, Flossenbürg; Landesamt für Finanzen, Landesentschädigungsamt München, Entschädigungsakte EG 43657-BEG 38127.
  • 25
    KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Konzentrationslager Flossenbürg, 66; KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Handmappe Jakob Bamberger; Arolsen Archives, 1.1.5.3/5470838/ITS Digital Archive, Häftlingspersonalkarte Jakob Bamberger, Buchenwald; Eiber, „Ich wußte, es wird schlimm“, 38; Bamberger: „… und mir wollten sie den Hungerstreik verbieten“; Marco Theuer, Holocaust – die Schicksale verfolgter KZ-Boxer, http://suite101.de/article/holocaust-die-schicksale-verfolgter-kzboxer-a65732 [Zugriff: 01.11.2023].
  • 26
    Das Amtsgericht Hamburg erklärte ihn nach Kriegsende für tot. Staatsarchiv Hamburg, 351-11-48701, Wiedergutmachungsakt Walter Hartmann (geb. 11.01.1928) sowie gesammelte Informationen dazu auch in der nicht öffentlichen Projektdatenbank des denk.mal Hannoverschen Bahnhof Hamburg. Vgl. Grandke, „Prenzlau – Hamburg – Auschwitz-Birkenau“.
  • 27
    Schmidt, „Happurg und Hersbruck,“ 132.
  • 28
    Vgl. Nerdinger, Die Verfolgung der Sinti und Roma, 189; Grandke, „Die Verfolgung der Sinti und Roma“; Schmidt, „Happurg und Hersbruck“.
  • 29
    Vgl. Hugo Franz, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00006737 [Zugriff: 01.11.2023).
  • 30
    Vgl. Grandke, „Moving memories“; allgemein zur Nachgeschichte des KZ-Flossenbürg u. a. Skriebeleit: Erinnerungsort Flossenbürg.
  • 31
    Vgl. Peritore, „Geteilte Verantwortung?“, 228; die Biografie von Aloisie Istvanova (1893–1971) in: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Jan Švimberský, Hg., „Heute ein Heiliger, morgen ein Schweinhund!“, 24.
  • 32
    Seeger wurde 2018 von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Stojka 1998 durch die USC Shoah Foundation interviewt: https://memorial-archives.international/media_collections/show/645a5127f3511b23848b456f und https://memorial-archives.international/media_collections/show/5aa2597a589cef782c8b4567 [Zugriffe: 01.11.2023].

Zitierweise

Johannes Bretting / Sarah Grandke / René Bienert: Flossenbürg, in: Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa. Hg. von Karola Fings, Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg, Heidelberg 8. Februar 2024. -

1938
1. Oktober 1938Die ursprünglich aus Österreich stammenden Roma Heinrich Horvath, Wenzel Horvath und Alois Sarkösi werden vom Konzentrationslager Dachau, Deutschland, nach Flossenbürg überstellt. Nach aktuellem Wissenstand sind dies die ersten Roma, die nach Flossenbürg verschleppt wurden.
1944
9. Mai 194439 Kinder aus der Minderheit der Sinti:ze werden aus dem Kinderheim St. Josefspflege in Mulfingen, Deutschland, in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt. Nur vier Kinder überleben die Deportation und werden nach Buchenwald und Ravensbrück überstellt, darunter Luise Mai und Rosa Georges. Die beiden Mädchen erleben ihre Befreiung in Dachau, zwischenzeitlich waren sie auch im Außenlager Wolkenburg des Konzentrationslagers Flossenbürg, Deutschland, inhaftiert.
27. Mai 194482 Sinti und Roma werden aus dem Konzentrationslager Auschwitz in das Konzentrationslager Flossenbürg, Deutschland, überstellt und dort registriert. Der Großteil der Männer leistet spätestens ab Januar 1945 in verschiedenen Außenlagern Zwangsarbeit.
1. September 1944Dem Konzentrationslager Flossenbürg werden die Außenlager Graslitz, Wolkenburg und Zwodau unterstellt, die bis dahin Ravensbrück zugeordnet waren. In diesen Außenlagern befinden sich mehr als 500 Sintize und Romnja, unter ihnen Lily van Angeren-Franz, Rosa Höllenreiner und Elisabeth Schneck-Guttenberger, die während eines Todesmarsches fliehen.
1945
20. Januar 1945Im Außenlager Zwodau des Konzentrationslagers Flossenbürg, Deutschland, sind neben deutschsprachigen Sintize auch etwa 200 ungarische Romnja inhaftiert.
23. April 1945US-Truppen befreien das Konzentrationslager Flossenbürg, Deutschland.
2016
17. April 2016Ein Mahnmal für die im Konzentrationslager Flossenbürg, Deutschland, ermordeten Sinti und Roma wird im Rahmen des Jahrestages der Befreiung enthüllt.