Bojano in der Provinz Campobasso, Italien, liegt im zentral-südlichen Apennin. Etwas außerhalb des Ortes wurde am 15. Oktober 1940 ein Konzentrationslager (campo di concentramento) auf dem Gelände einer ehemaligen Tabakmanufaktur errichtet. Das Lager bestand aus fünf um einen Hof herum gruppierten Fabrikhallen und war von einer zwei Meter hohen Einzäunung umgeben.
Anfänglich übten sechs abkommandierte Carabinieri die Bewachung aus, später wurde weiteres Wachpersonal angefordert, und im Dezember 1940 waren auch fünf Polizeibeamte eingesetzt. Während die Bewachung bis zu zwölf Personen, teils Carabinieri, teils Polizeibeamten, erreichte, betrug die Anzahl der Internierten nie mehr als um die 90 Personen. Die schlechte Infrastruktur des Lagers verursachte zahlreiche Probleme, da weder fließendes Wasser, Kanalisation noch Heizungsanlagen vorhanden waren. Im Lager waren sowohl politische Internierte als auch ausländische Juden:Jüdinnen interniert.
Internierung von Rom:nja
Am 19. Dezember 1940 trafen die ersten Familien ausländischer Rom:nja ein, die in der Provinz Ferrara verhaftet worden waren. Es handelte sich dabei um 17 Rom:nja mit spanischer Staatsbürgerschaft, die seit vielen Jahren in Italien lebten, und die nicht ausgewiesen werden konnten, da sie keine Ausweispapiere bei sich führten.
Im Januar 1941 wurde der Zustand der Gebäude infolge starker Regenfälle zunehmend prekär, und es wurde beschlossen, sämtliche Internierte in andere Lager zu überführen. Zurück blieben nur die Rom:nja, die alle in einer Fabrikhalle untergebracht wurden, in deren Dach – im Vergleich zu den anderen Hallen – weniger Regenwasser einsickerte. Am 13. März 1941, nachdem die Reparaturarbeiten beendet waren, schrieb der Polizeiinspektor an den Polizeichef Carmine Senise (1883–1958) und behauptete, dass eine gemeinsame Unterbringung mit anderen Internierten problematisch sein würde.
Es wurde daher beschlossen, in Bojano nur „Zigeuner“ zu internieren.1Archivio Centrale dello Stato (ACS) [Zentrales Staatsarchiv], Ministero degli Interni (MI) [Ministerium für Inneres], Direzione Generale Pubblica Sicurezza (DGPS) [Generaldirektion Öffentliche Sicherheit], Divisione Affari Generali e Riservati (DAGER) [Abteilung Allgemeine und Geheime Sachen], Massime, b. 117, Fasc. Campi concentramento – Campobasso, Relazione n. 79, 13 marzo 1941, da Ispettore Panariello a MI, DGPS, oggetto: Boiano – Campo di concentramento [Bericht Nr. 79, 13. März 1941, von Inspektor Panariello an MI, DGPS, Betreff: Bojano – Konzentrationslager]. Insgesamt wurden in Bojano 66 Menschen interniert. Im Juli 1941 beantragte die Firma Saim, Inhaberin der Fabrikhallen, deren Rückgabe, und zwischen dem 16. und dem 24. August 1941 wurden alle Rom:nja und Sinti:ze in das Lager Agnone überführt, das sich ebenfalls in der Provinz Campobasso befand.
Am ehemaligen Standort des Lagers Bojano befindet sich bis heute keine Gedenktafel.