Die Ortschaft Čierny Balog (deutsch Schwarzwasser) im Bezirk Brezno liegt in der Mittelslowakei, etwa vier Kilometer von Brezno entfernt, und gehörte während des Zweiten Weltkriegs zum Territorium des Slowakischen Staates. Nach der Besetzung Čierny Balogs durch Einheiten der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS Ende Oktober 1944 fanden bewaffnete Einsätze mit der Maßgabe der Bekämpfung von Partisan:innen statt. Angehörige der 18. Panzergrenadier-Division „Horst Wessel“ der Schutzstaffel (SS) nahmen etwa 40 slowakische Soldaten gefangen, die sich am Slowakischen Nationalaufstand beteiligt hatten, und übergaben sie zur Hinrichtung dem Sicherheitsdienst und der Sicherheitspolizei.1 Mičev et al., Fašistické represálie na Slovensku, 42. Zum Tatzeitpunkt war SS-Brigadeführer Wilhelm Trabandt (1891–1968) der Befehlshaber der Panzergrenadier-Division.
Ermordung von Rom:nja
Im November 1944 führten Angehörige der 18. SS-Panzergrenadier-Division „Horst Wessel“ erneut Verhaftungs- und Tötungsaktionen durch, die sich nun gezielt gegen Rom:nja richteten. Am 14. November 1944 trieben sie in der Nähe von Čierny Balog eine Gruppe walachischer Rom:nja zusammen, die sich auf der Flucht von Neresnica bei Zvolen in Richtung Osten befanden und eine kurze Rast eingelegt hatten.2 Vodička, „Juden, Zigeunern und Hunden Zutritt verboten!“ 25; Mičev et al., Fašistické represálie na Slovensku, 42. Nach Angaben von Zeug:innen soll es sich dabei um 120 Personen gehandelt haben. Die Frauen und Kinder wurden noch am selben Tag in das Jegrovo-Tal gebracht, wo sie in eine Holzhütte gesperrt und bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Die Männer wurden am Tag darauf in das Vydrovo-Tal geführt, wo alle erschossen wurden.
Zudem wurde die romani Siedlung in Pustom niedergebrannt.3 Ibid. Die SS-Panzergrenadier-Division „Horst Wessel“ trieb insgesamt 60 Opfer zusammen und ermordete sie.4 Archiv des Museums des Slowakischen Nationalaufstandes, Banská Bystrica, Fond IX, Karton 5, Nr. 231/65.
Aufarbeitung
In der Zeit vom 10. bis zum 14. Juni 1968 nahm eine tschechoslowakische Untersuchungskommission eine Exhumierung vor. Sie untersuchte zwei Orte, die als Massengräber genannt wurden. In der ersten Grabstätte fand sie Überreste von 26 Menschen, in der zweiten stieß sie auf die Überreste von 21 Menschen. Gleichzeitig wurden Zeug:innen des Verbrechens befragt.
Im September 1968 wurde Kornel (auch Cornel) Líška (1921–unbekannt) verhaftet und am 20. Mai 1969 vor dem Bezirksgericht Banska Bystrica wegen Beteiligung an der Ermordung einer unbekannten tschechoslowakischen Partisanin sowie am Massaker an 80 Zivilist:innen (darunter auch Rom:nja) in den slowakischen Orten Čierny Balog, Vydrovo, Jergov und Dobroc angeklagt. Líška, der nach 1945 die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt, hatte der SS-Einheit „Panzergrenadier-Regiment Schill“ angehört. Das Verfahren wurde Anfang 1970 eingestellt.5 Vgl. Landgericht Wien, 27e VR 3878/70, nach United States Holocaust Memorial Museum, RG-17 003M_05.
1969 wurde ein Denkmal in der Siedlung Vydrovo errichtet. Die Inschrift lautet: „An diesem Ort haben deutsche Faschisten am 14. November 1944 Bürger zigeunerischer Herkunft brutal ermordet. Ehret ihr Andenken.“ In der Siedlung Jergov wurde am 15. Juli 1999 ein Denkmal mit folgender Inschrift enthüllt: „Die Bürger von Čierny Balog widmen sich dem Gedenken an die am 14. November 1944 verbrannten Roma-Bürger.“