Edi Georg

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Edi Georg
  • Version 1.0
  • Publikationsdatum 19. Februar 2025

Edi Georg wurde 1928 als ältester Sohn von Ludwig (1904–unbekannt) und Josephine Georg (1902–1944) geboren. Er hatte drei Geschwister: Johanna (1929–unbekannt), Frieda (1930–1944) und Clara (1931–1944). Im April 1940 war die Familie aus Deutschland in die Niederlande geflohen, wo sie sich in der Provinz Drenthe in einem kleinen Lager für Reisende an der Landstraße Solweg zwischen Vledder und Doldersum niederließ. Der Wohnwagenplatz am Solweg, den es seit 1930 gab, war äußerst spartanisch ausgestattet: Es war kaum gepflastert und es gab keinen Strom, keine Beleuchtung und keine Toiletten. Ludwig Georg verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf und der Reparatur von Geigen. Frieda und Clara Georg gingen in Vledder zur Schule.

Deportation der Familie

Am Dienstag, den 16. Mai 1944, wurden Ludwig und Josephine Georg um 7 Uhr morgens bei der landesweiten Razzia gegen Sinti:ze und Rom:nja verhaftet und zusammen mit ihren Töchtern Johanna, Frieda und Clara Georg in das Lager Westerbork gebracht. Sie durften nur so viel Gepäck mitnehmen, wie sie selbst tragen konnten. Drei Tage nach ihrer Ankunft in Westerbork wurde die Familie in das Konzentrations– und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Der einzige, der der Razzia entkam, war Edi, der 16-jährige Sohn. Am Morgen des 16. Mai befand er sich auf der anderen Straßenseite des Lagers, wo mehrere Pferde untergebracht waren.

Überleben im Versteck

Als Edi Georg am Abend des 16. Mai auf den Wohnwagenplatz zurückkehrte, fand er die beiden Wohnwagen der Familie leer vor. Er wurde von Hendrik Bethlehem (1919–1945) aufgenommen, dem Sohn eines Bauern, bei dem die Familie bei Gefahr immer Unterschlupf finden konnte. Hendrik Bethlehem, der kurz nach der Befreiung starb, war im friesischen Widerstand aktiv und schaffte es, Edi Georg davon zu überzeugen, dass er sich nicht im Lager Westerbork melden sollte, wie es der Junge in seiner Verzweiflung beabsichtigt hatte. Edi Georg konnte bei Hendrik Bethlehem und seiner Frau untertauchen, die ihn auch mit Kleidung und falschen Papieren versorgten.

Edi Georg überlebte den Krieg, ebenso wie sein Vater Ludwig und seine Schwester Johanna Georg. Die Namen der drei Mitglieder der Familie Georg, die im August 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurden – die Mutter Josephine und die Schwestern Frieda und Clara Georg – stehen auf einem Mahnmal auf dem Brink, einem zentralen Platz in Vledder. Das Denkmal, ein 17 Tonnen schwerer Findling mit einer Gedenktafel, wurde zum Gedenken an 18 Bürger:innen, die während des Zweiten Weltkrieges durch Kriegshandlungen ums Leben kamen, errichtet und 1948 enthüllt. Es war das erste niederländische Denkmal, auf dem Sinti:ze oder Rom:nja genannt wurden.

Citation

Bas Kortholt: Edi Georg, in: Encyclopaedia of the Nazi Genocide of the Sinti and Roma in Europe. Ed. by Karola Fings, Research Centre on Antigypsyism at Heidelberg University, Heidelberg 19 February 2025.

1944
16 May 1944In the German occupied Netherlands, a nationwide round-up of Sinti and Roma takes place. 578 Sinti, Roma and travellers are sent to the transit camp Westerbork. Among those arrested are Ludwig, Josephine, Johanna, Clara and Frieda Georg from Solweg. Edi Georg goes into hiding.
19 May 1944In the German-occupied Netherlands, 245 Sinti and Roma and 208 Jews are deported from Westerbork transit camp to Auschwitz-Birkenau concentration and extermination camp. In Assen, German-occupied Netherlands, twelve Sinti and Roma are loaded onto this train. Thanks to the help of a policeman, Zoni Weisz escapes deportation with his aunt and cousins. A deportation train from Mechelen (Dossin barracks), German-occupied Belgium, is coupled to the train from Westerbork en route; on this train is Stevo Karoli. On 21 May, the deportees are registered in the camp.
1948
6 May 1948In the Netherlands, the first memorial on which Sinti or Roma are mentioned by name is unveiled on the Brink in Vledder. Among the names of the victims (‘those who fell’) are also those of Josephine, Frieda and Clara Georg who were murdered in Auschwitz-Birkenau in August 1944.