Karl Koslovski, geboren am 24. Januar 1905 (Geburtsort unbekannt), lebte zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Gemeinde Tori im Südwesten Estlands. Die Koslovskis waren die zweitgrößte Großfamilie der Rom:nja in Estland. Die 166 Personen, die diesen Namen trugen, waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Lettland nach Estland gekommen. Karl Koslovski besuchte nie eine Schule und schlug sich als Hilfsarbeiter durch.
Am 7. Februar 1942 ordnete der Dorfälteste die Auflösung von Koslovskis Haushalt an, da er in ein Konzentrationslager geschickt worden sei. Am nächsten Tag wurde Karl Koslovski zunächst in das Verwaltungsgebäude der Gemeinde Tori und dann nach Sindi gebracht. Am 9. Februar gelangte er in das Gefängnis von Pärnu. Wenige Tage vor seiner Verhaftung hatte Koslovski sein Pferd an einen Bürger aus der Umgebung verkauft, woraufhin eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet worden war. Vor dem 6. März 1942 brachten ihn die Wärter zusammen mit allen anderen inhaftierten Rom:nja in Pärnu in das Gefängnis von Harku.
Karl Koslovskis Name taucht in keiner der Listen der ermordeten Rom:nja auf. Auch über seinen Vater August Koslovski (Lebensdaten nicht bekannt) finden sich in den Polizeiakten keine Informationen. Es besteht die Möglichkeit, dass beide überlebt haben. Karl Koslovskis Frau und ihre drei Kinder sind hingegen mit großer Wahrscheinlichkeit umgekommen, da die Überlebensrate unter den estnischen Rom:nja nur bei knapp über zehn Prozent lag.