Strugi Krasnye

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Strugi Krasnye
  • Version 1.0
  • Publikationsdatum 15. Februar 2024

Siedlung städtischen Typs im gleichnamigen Rayon, heutige Oblast Pskov, zum Tatzeitpunkt rückwärtiges Heeresgebiet Nord, Bereich der 285. Sicherungsdivision. Nach Ermittlungen der Außerordentlichen Staatskommission wurden im Herbst 1942 vier Roma-Familien, bestehend aus acht Erwachsenen und sechs Kindern, festgenommen und in das Gefängnis von Strugi Krasnye eingewiesen. Ihre „einzige Schuld“ habe darin bestanden, „Nomaden zu sein und im Wald zu leben“, wodurch sie als Partisanenhelfer gegolten hätten. Die Häftlinge mussten mit ihren Kindern zusammen Zwangsarbeit leisten und erhielten gerade mal 170 Gramm Brot pro Tag. Obwohl die Rom:nja dadurch auch aus Sicht der Besatzer keinerlei Gefahr mehr darstellen konnten und ihre Arbeitskraft einbrachten, wurden sie nach zwei Monaten auf Befehl des Ortskommandanten erschossen und in einem Waldstück in der Nähe eines Leinenkontors verscharrt.

Laut Ermittlungen der sowjetischen Militärstaatsanwaltschaft wurden Ende Juli 1943 nochmals 60 Rom:nja in der Nähe von Strugi Krasnye ermordet. Während die erwachsenen Männer und Frauen erschossen wurden, erschlugen die Deutschen die Kinder, indem sie sie in Säcke steckten und gegen Bäume schleuderten. Dieses Verbrechen war Teil der Anklage gegen den mutmaßlich verantwortlichen Kommandeur Friedrich Werther (1890-1946), dem auch das Niederbrennen ganzer Ortschaften sowie die Ermordung und Verschleppung der Bewohner im Sommer 1943 zur Last gelegt wurden. Werther wurde zum Tode verurteilt und am 3. Februar 1946 in Riga hingerichtet.

Zitierweise

Martin Holler: Strugi Krasnye, in: Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa. Hg. von Karola Fings, Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg, Heidelberg 15. Februar 2024. 123456789