Zoni Weisz, geboren als Johannes Weisz am 13. März 1937 in Den Haag, Niederlande, war der älteste Sohn von Jacoba Gerarda Weisz-Vos (1916–1944) und Johannes Weisz (1914–1944). Sein Vater war das Kind von Sinti:ze aus Litauen und Deutschland, seine Mutter die Tochter eines italienischen Sinto und Zirkuskünstlers und einer Niederländerin aus einer Familie von Reisenden. In den Jahren 1939 und 1941 wurden Zonis Schwestern Rakli (1939–1944) und Lena (1941–1944) geboren, und 1943 der kleine Bruder Emile (1943–1944). Vor dem Krieg reiste die Familie Weisz in einem 5,5 mal 2,2 Meter großen, von einem Pferd gezogenen Wohnwagen durch das Land. Johannes Weisz verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Produkten von Tür zu Tür. Er war auch als Instrumentenbauer tätig.
Der Deportation entkommen
Nach dem deutschen Einmarsch in die Niederlande im Mai 1940 konnte die Familie Weisz ihre Existenz für etwa drei Jahre sichern. Im Jahr 1943 wurde das Reisen verboten. Johannes Weisz spürte die nahende Gefahr und zog mit seiner Familie in ein Haus in der Laarstraat 85 in Zutphen. Es handelte sich um ein Haus, aus dem 1942 eine jüdische Familie abgeholt worden war, um im Lager Westerbork interniert und später deportiert zu werden, wie fast alle Juden:Jüdinnen in den Niederlanden zu dieser Zeit. Obwohl Zoni Weisz in dieser Zeit auch mit Antiziganismus konfrontiert wurde, erlebte er seinen Aufenthalt in Zutphen im Allgemeinen als angenehm; er konnte zur Schule gehen, lernte seine Großeltern mütterlicherseits kennen und sein Leben bekam mehr Struktur.
Am 16. Mai 1944 fand in den Niederlanden die landesweite Razzia gegen Sinti:ze und Rom:nja statt. Die Familie Weisz wurde verhaftet und nach Westerbork gebracht. Zoni Weisz entging der Verhaftung durch eine glückliche Fügung des Schicksals, da er sich am 15. Mai bei seiner Tante und seinen Cousins aufgehalten hatte. Diese Familie wurde ebenfalls verhaftet, aber dank eines Polizisten verpassten sie den Zug in Assen. Dieser Polizist brachte Zoni, seine Tante und ihre Kinder auf Anweisung seiner Vorgesetzten zum Bahnhof in Assen, konnte ihnen aber zur Flucht verhelfen, kurz bevor sie in den Deportationszug in das Konzentrations– und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau steigen sollten.
Die anderen Mitglieder der Familie Weisz wurde am 19. Mai 1944 von Westerbork nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurden Jacoba, Rakli, Lena und Emil Weisz im August 1944 ermordet. Johannes Weisz starb am 13. November 1944 aufgrund der schweren Zwangsarbeit und der schlechten Lebensbedingungen im Konzentrationslager Mittelbau-Dora.
Nach der Flucht vom Bahnhof in Assen lebte Zoni Weisz ein Jahr lang mit seiner Tante und ihrer Familie im Wald. Nach der Befreiung lebte er bei seinen Großeltern und schließlich bei seiner anderen Tante Helena „Leen“ Vos (1911–unbekannt). Sie sorgte dafür, dass er zur Schule ging und seine Ausbildung abschloss. Zoni Weisz war im Blumenhandel tätig, studierte Garten- und Landschaftsarchitektur und Kunstgeschichte und wurde niederländischer Großmeister, der die Blumen für königliche Hochzeiten und Beerdigungen arrangierte. Im Jahr 2002 wurde er dafür von der niederländischen Krone geehrt.
Zeugnis ablegen
Zoni Weisz hat über Jahrzehnte die Geschichte der Verfolgung und des Völkermords an den Sinti:ze und Rom:nja erzählt. Er hat Hunderte von Gastvorträgen in Schulen gehalten und am Holocaust-Gedenktag 2011 im Deutschen Bundestag sowie am 27. Januar 2016 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen gesprochen. 1999 spielte Zoni Weisz eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen mit dem Zweiten Kabinett Kok über eine Entschädigung für die schlechte Behandlung von Überlebenden der Sinti:ze und Rom:nja durch den niederländischen Staat nach dem Zweiten Weltkrieg. Und er schrieb das Buch „De vergeten Holocaust“ [Der vergessene Holocaust], das 2016 erschienen und seit 2018 auch auf Deutsch verfügbar ist.
Am 18. April 2023 wurden in der Laarstraat in Zutphen Stolpersteine für die Familie Weisz enthüllt.