Niny ist ein Dorf [selo] im Rajon Archangel’skoe [heute Sovetskij] des Kraj Ordžonikidze [heute Stavropol‘], Russland. Der Rajon Archangel’skoe wurde im Zuge des „Unternehmens Blau“ am 18. August 1942 von der Wehrmacht eingenommen. Während der knapp fünfmonatigen Okkupation lag Niny im Bereich der Heeresgruppe A, Armeegebiet 531.
Nach Ermittlungen der Außerordentlichen Staatlichen Kommission beriefen die Besatzer am 1. September in Niny eine Dorfversammlung ein, auf der ein neuer Dorfältester bestimmt und die „neue Ordnung“ erläutert wurde. Hierbei wurde „offen die Notwendigkeit der Vernichtung von Personen jüdischer und zigeunerischer Abstammung“ angesprochen und eine nochmalige Registrierung der gesamten Bevölkerung, „in erster Linie der Kommunisten, Komsomolzen, Juden und Zigeuner“, angekündigt. Noch während der Versammlung wurden fünf Rom:nja (drei Männer, eine Frau und ein zwölfjähriges Mädchen), die nach Niny gekommen waren, „um sich beim deutschen Kommandeur über die Beschlagnahmung ihrer Pferde zu beklagen“, festgenommen und am selben Tag erschossen.1GARF, f. 7021, op. 17, d. 9, Zitate nach den Berichten der Außerordentlichen Staatlichen Kommission zum Rajon Archangel’skoe vom 18. und 20. Juli 1943, Bl. 51Rs und 155. Einen Tag später wurden die 61 Jüdinnen:Juden des Dorfes, bei denen es sich um Evakuierte und Flüchtlinge handelte, ermordet. Bemerkenswert ist am Beispiel Niny, dass Rom:nja hier von Anfang an den Jüdinnen:Juden (und Kommunist:innen) gleichgestellt wurden.
Aus den sowjetischen Dokumenten geht nicht hervor, zu welcher deutschen Einheit die Täter gehörten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gingen die Morde in Niny auf das Konto des Teilkommandos Strohschneider des Einsatzkommandos 12 (EK 12), das ab Ende August 1942 seinen Standort von Georgievsk nach Budënnovsk verlegte und auf dem Weg augenscheinlich die dazwischenliegenden Ortschaften entlang der Verbindungsstraße sicherheitspolizeilich ‚überholte‘. So wurden im direkten Anschluss an die Morde von Niny die nachfolgenden Orte Starodubka bzw. Starodubskoe (4. September 1942) und Archangel’skoe (7. September 1942) „judenfrei“ gemacht. Möglicherweise geschahen die Morde des EK 12 in Zusammenarbeit mit dem Kavallerie-Regiment v. Jungschulz, das im gleichen Zeitraum im Auftrag des Kommandeurs des rückwärtigen Armeegebiets 531 eine „Säuberung“ des Gebietes von Partisan:innen vornahm.
Nach sowjetischen Ermittlungen planten die deutschen Besatzer für den 10. Januar 1943 die Verschickung der verbliebenen arbeitsfähigen Bewohner:innen Ninys nach Deutschland. Der Plan scheiterte jedoch am schnellen Vordringen der Roten Armee, die das Dorf bereits am 9. Januar zurückerobern konnte.