Elena Lacková

Logo
Suche
Elena Lacková
  • Version 1.0
  • Publikationsdatum 5. Juni 2025

Die Schriftstellerin Elena Lacková, auch bekannt als Ilona Lacková, zählt zu den bedeutenden Stimmen der slowakischen Rom:nja. Sie setzte sich in ihren Werken, darunter auch Theaterstücke und autobiografische Schriften, intensiv mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs auseinander. Außerdem engagierte sie sich in der Nachkriegszeit in der Tschechoslowakei für politische und kulturelle Belange der Rom:nja.

Familie

Elena Lacková wurde am 22. März 1921 in Veľký Šariš in der Ostslowakei als Elena (auch Helena oder Ilona) Gzigozevičová beziehungsweise Doktorová geboren. Ihr Vater Mikuláš (oder auch Miklós) Doktor (1890–1958) wirkte zur Zeit ihrer Geburt als freiberuflicher Musiker, ihre aus Polen stammende Mutter Mária geborene Gzigozevičová (1900 oder 1898–1958) führte den Haushalt. Die Eltern lernten sich in Moskau während des Ersten Weltkrieges kennen, da Mikuláš Doktor dort in Kriegsgefangenschaft geraten war.

Die Familie Doktor war groß, Elena Lacková hatte neun Geschwister. Ihre Kindheit verbrachte sie in Veľký Šariš, wo sie eine städtische Volksschule („Bürgerschule“) besuchte.

Nach ihrer Heirat 1940 ließ sich Elena Lacková gemeinsam mit ihrem Ehemann Jozef Lacko (1920–1976) in Kapušany nieder. Sie gebar insgesamt sechs (nach anderen Quellen sieben) Kinder, von denen zwei im Säuglings- oder Kindesalter starben.

Frühe schriftstellerische Tätigkeit

Schon von Kindheit an zeigte sich ihre Begabung für das Schreiben. Im Jahr 1940 erschien in der Regionalzeitung „Slovenská sloboda“ [Slowakische Freiheit] unter dem Namen Mária Doktorová ein Artikel mit dem Titel „Talent, ktorý čaká na objavenie“ [Begabung, die es noch zu entdecken gilt]. Höchstwahrscheinlich handelte es sich bei der Autorin um Elena Lacková, die den Namen ihrer Schwester als Pseudonym verwendete.

Nach den im Artikel genannten Informationen verfasste sie schon damals verschiedene Gedichte sowie feuilletonistische Texte und arbeitete an einem Theaterstück. Durch ihr mehrmals in der ganzen Tschechoslowakei aufgeführtes Theaterspiel „Horiaci cigánsky tábor“ [Brennendes Zigeunerlager] (1948 uraufgeführt, 1956 im Druck erschienen) machte sie die Verfolgung der slowakischen Rom:nja während des Zweiten Weltkrieges bekannt.

Elena Lacková arbeitete als Angestellte, Pädagogin, Lehrerin, Sozialarbeiterin und Hörspielautorin. Von 1964 bis 1970 studierte sie berufsbegleitend an der Fakultät der Sozialwissenschaften und Publizistik der Karls-Universität in Prag.

Politisches Engagement

In den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren war Lacková im slowakischen Verband Zväz Cigánov-Rómov [Deutsch: Union der Zigeuner-Roma, Tschechisch: Svaz Cikánů-Romů] aktiv. Danach zog sie sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurück und trat erst nach dem Jahr 1989 wieder an die Öffentlichkeit.

Sie war eine der Mitbegründer:innen der Romská občanská iniciativa (ROI) [Romani Bürgerliche Initiative], die im selben Jahr auch den Kultúrny zväz občanov rómskej národnosti [Kulturverband von Bürger:innen der Romani Nationalität] gründete, in dem Elena Lacková als erste Vorsitzende wirkte. Sie war ebenfalls Mitbegründerin der Zeitschrift Romano nevo lil [Romani Neues Blatt].

Bedeutende Werke

Zu ihren bekanntesten Werken, die sich mit Rom:nja im Slowakischen Staat während des Zweites Weltkrieges beschäftigen, gehört vor allem das Buch „Narodila jsem se pod šťastnou hvězdou“ [Ich wurde unter einem Glücksstern geboren] aus dem Jahr 1997, das autobiografische Züge trägt. Darin beschreibt sie unter anderem die verschiedenen diskriminierenden Maßnahmen und Vorschriften, die sich gegen Rom:nja richteten.

Die Anfänge dieses Buches reichen bis ins Jahr 1976 zurück, als Lacková begann, ihre Lebensgeschichte der Sprachwissenschaftlerin Milena Hübschmannová (1933–2005) auf Romanes zu erzählen. Hübschmannová übersetzte die Erzählungen ins Tschechische. Das Buch war 1986 fertiggestellt, doch erst elf Jahre später konnte es erscheinen.

Weitere Erzählungen finden sich in dem Sammelband „Holocaust Romů v povídkách Eleny Lackové“ [Der Holocaust an den Roma in Erzählungen von Elena Lacková] aus dem Jahr 2001 und in der Veröffentlichung „Mrtví sa nevracajú“ [Die Toten kehren nicht zurück] von 2005.

Lacková thematisierte ihre Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges auch in Gesprächen, so in der Zeitschrift Romano Džaniben [Romani Wissen]. Außerdem war sie literarisch sehr produktiv – neben Theaterspielen, dem Hörspiel „Žužika“ und Erzählungen publizierte sie auch Märchen von Rom:nja unter dem Titel „Rómske rozprávky – Romane paramisa“ [Märchen der Roma].

Für ihre Verdienste wurde sie mehrfach ausgezeichnet, so im Jahr 2001 mit dem Ľudovít Štúrs Orden III. Grades, den ihr der slowakische Präsident Rudolf Schuster (geb. 1934) verlieh. Elena Lacková verstarb am 1. Januar 2003 in Košice.

Zitierweise

Monika Stachová: Elena Lacková , in: Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa. Hg. von Karola Fings, Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg, Heidelberg 5. Juni 2025.-

1949
28. April 1949In der Tschechoslowakei wird das von Elena Lacková verfasste Theaterstück „Horiaci cigánsky tábor“ [Brennendes Zigeunerlager] uraufgeführt, das die Verfolgung der Rom:nja im Slowakischen Staat thematisiert.