Herbert Andorfer wurde am 3. März 1911 in Linz, Österreich, geboren. Nach der Matura arbeitete er hauptsächlich im Hotelgewerbe. Im Alter von 20 Jahren trat er 1931 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und zwei Jahre später in die SS (Schutzstaffel) ein. Im Jahr 1934 wurde er Ortsgruppenleiter der inzwischen illegalen NSDAP in Sölden. Nach dem „Anschluss“ zog er nach Innsbruck und arbeitete hauptberuflich für die SS und später für den Sicherheitsdienst (SD).
Kommandant in Sajmište
Im Alter von 30 Jahren war er für den polizeilichen Nachrichtendienst im besetzten Jugoslawien tätig und wurde SS-Untersturmführer. Ab Oktober 1941 arbeitete er für den Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) in Belgrad. Nach seinen eigenen Angaben aus der Nachkriegszeit wurde Andorfer in das Konzentrationslager Šabac geschickt, um Häftlinge zu verhören. Bald darauf wurde er Kommandant des Konzentrationslagers in Sajmište, auch „Judenlager Semlin“ und später „Anhaltelager Semlin“ genannt.
Aus dieser Zeit seiner Tätigkeit sind nicht viele Dokumente erhalten. Aus der Korrespondenz zwischen ihm und der Stadtverwaltung der Stadt Belgrad wissen wir aber, dass die Häftlinge der Lager oft eine unzureichende oder nicht geeignete Verpflegung erhielten. Es ist auch bekannt, dass er die Freilassung von Romnja und Kindern anordnete, wenn die Abteilung VII der serbischen Spezialpolizei – der „Polizei für Juden und Zigeuner“ – bestätigte, dass sie dauerhaft in Belgrad wohnten.
Aufgrund von Zeugenaussagen von Überlebenden ist bekannt, dass Andorfer oft die Ermordung der Juden:Jüdinnen von Sajmište überwachte und dem Gaswagen in seinem eigenen Auto bis zur Tötungsstätte Jajinci folgte, wo die Leichen dann in Massengräbern verscharrt wurden.
„Sonderkommando Andorfer“ in Italien
Nach der Kapitulation Italiens im September 1943 wurde er nach Norditalien geschickt und Kommandeur einer Sondereinheit zur Partisanenbekämpfung, dem „Sonderkommando Andorfer“. Er war für zahlreiche Verbrechen verantwortlich, zum Beispiel für die Ermordung von 31 Jugendlichen und jungen Männern in Bassano del Grappa, die an der Hauptstraße der Stadt erhängt wurden.
Nachwirkungen
Nach dem Krieg gelang ihm die Flucht nach Venezuela, wo er unter einem falschen Namen lebte. Er blieb dort eine Zeit lang, kehrte aber bald nach Österreich zurück, wo er wieder im Hotelgewerbe arbeitete, diesmal unter seinem richtigen Namen. Erst 1967 wurde er im Zuge der Ermittlungen zu den Verbrechen in Sajmište verhaftet. 1969 verurteilte ihn das Dortmunder Landgericht zu zweieinhalb Jahren Haft wegen Beteiligung an der Ermordung von mehr als 5 500 Juden:Jüdinnen. Wegen der bereits verbüßten Untersuchungshaft wurde er sofort entlassen. Er starb am 17. Oktober 2003 in einem Altersheim in Anif bei Salzburg.