Giuseppe Levakovich wurde am 2. März 1902 in Carsete di Buje, Istrien, geboren, als dieses Gebiet noch Teil der österreich-ungarischen Monarchie war. Seine Familie stammte aus der Gespanschaft (Grafschaft) Primorje-Gorski Kotar in Kroatien. Mit seiner Familie lebte er bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in dem kroatischen Ort Crni Lug. Ab dem Alter von 15 Jahren war er verwaist.
Familie und Beruf
1919 begab sich Guiseppe Levakovich zuerst nach Fiume (Kroatisch: Rijeka), wo er mit irredentistischen Kreisen in Berührung kam. Diese Unabhängigkeitsbewegung strebte den Anschluss der zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörenden Landesteile an Italien an. Giuseppe Levakovich zog dann nach Buje, wo eine große Gemeinschaft von istriischen Rom:nja lebte, und arbeitete als Pferdezüchter. Einige Jahre später heiratete er Amalia Levakovich (1910–1970), mit der er drei Kinder hatte. 1937 ging er in das kurz zuvor von Italien besetzte Äthiopien, um für die Regierung zu arbeiten. 1938 wurde seine Familie während seiner Abwesenheit, so wie viele andere istriische Rom:nja auch, in die polizeiliche Verbannung (confino) nach Süditalien geschickt.
Rückkehr nach Italien
Giuseppe Levakovich kehrte 1939 nach Italien zurück, trennte sich von seiner ersten Frau und heiratete 1940 Wilma Braidich (1921 oder 1922–unbekannt), deren Familie in Postumia (Slowenisch: Postojna) lebte, das damals zur Provinz Triest gehörte. Als er erfuhr, dass im Unabhängigen Staat Kroatien Rom:nja getötet worden waren, beschloss er, Istrien zu verlassen, und brach mit seiner Familie in Richtung Mittelitalien auf. Nachdem er davon Kenntnis erlangte, dass in Tossicia, in den Abruzzen, slowenische Rom:nja interniert waren, begab er sich dorthin. Es gelang ihm, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, weshalb er später die harten Lebensbedingungen bezeugen konnte, mit denen die Internierten konfrontiert waren. Er kehrte dann in die Provinz Udine zurück und reiste weiterhin mit einem Wohnwagen, wobei er versuchte, den deutschen Truppen, die in Norditalien nach der Ankündigung des Waffenstillstands (8. September 1943) immer zahlreicher wurden, aus dem Weg zu gehen.
Verhaftung der Ehefrau
Nachdem eines seiner Pferde von den Deutschen beschlagnahmt worden war, begab sich seine Frau zum deutschen Militärkommando in Talmasson in der Provinz Udine, wo sie zusammen mit einer anderen Romni verhaftet wurde. Archivdokumente bestätigen den Bericht von Giuseppe Levakovich: Wilma (Emma) Braidich und Maria Levakovich (1903–unbekannt) wurden am 27. Dezember 1944 von der Sicherheitspolizei in Talmasson, in der Provinz Udine, verhaftet und am 30. desselben Monats ins Gefängnis eingeliefert.1Arolsen Archives, ITS Digital Archive, K.L. Ravensbruck, 1.1.35.1/0051/0151, Dok. Nr. 3768066#1. Am 11. Januar 1945 ging von Triest ein Transport in das Konzentrationslager Ravensbrück ab, der in Udine weitere Deportierte aufnahm, darunter die beiden schon erwähnten Romnja sowie eine dritte Person, Maria Braidich (1903 oder 1904–unbekannt). Zwischen Februar und März 1945 wurden alle drei nach Bergen-Belsen überführt, wo sie am 15. April befreit wurden.2Arolsen Archives, ITS Digital Archive, zu Maria Levakovich: 1. Incarceration Documents/Dokumente zur Inhaftierung/1.1 Camps and Ghettos/Lager und Ghettos/1.1.35 Ravensbrück Concentration Camp/Konzentrationslager, 0.1/Image vorhanden/_L/L0529/01580, Dok. Nr. 31673684#1; zu Maria Braidich: 6.3.3.2/1100000 …/1119600 …/1119626/2 Inbound/0002, Dok. Nr. 112480198#1; zu Emma Braidich: 6.3.3.2/1040000 …/1054700 …/1054796/3 Outbound/0002, Dok. Nr. 111096061#1; im Buch von Mantelli und Tranfaglia wird die Internierung der drei Frauen in Bergen-Belsen nicht erwähnt (Il libro dei deportati, Bd. 1, 382).
In der Resistenza
Nachdem seine Frau nach Deutschland deportiert worden war, beschloss Giuseppe Levakovich, sich an der Resistenza (Widerstand) zu beteiligen. Er schloss sich der Osoppo-Brigade an und war in der Provinz Udine als Partisan im Einsatz. Von Januar 1944 bis zur Befreiung (25. April 1945) gehörte er einer Einsatzgruppe dieser Brigade an, die damit beauftragt war, Verpflegung für die gesamte Brigade zu beschaffen, indem sie nachts in die Häuser wohlhabender Einwohner:innen in der Umgebung eindrang.
Befreiung und Zeugenschaft
Nach dem Ende des Krieges lebte er wieder mit seiner Frau zusammen, kehrte jedoch nicht nach Istrien zurück, das inzwischen zur sozialistischen Föderativen Volksrepublik Jugoslawien gehörte. In den 1960er-Jahren lebte er in einem Wohnwagen in einem Vorort von Mailand und zog später in den ersten von der Stadtverwaltung Mailand errichteten, offiziell als „ausgerüsteter Rastplatz für Nomaden“ bezeichneten, allgemein „Nomadenlager“ genannten Stellplatz. Giuseppe Levakovich hob die Widersprüchlichkeit dieser Art von Einrichtungen hervor.
Die meisten Informationen in diesem Text stammen aus der von Giuseppe Levakovich 1975 veröffentlichten Autobiografie. Das Buch kann als der erste von einem Rom geschriebene Bericht über das Leben der slowenisch-kroatischen Rom:nja und die von ihnen erlittene Verfolgung angesehen werden. Giuseppe Levakovich starb 1988 in Mailand; Tag und Monat seines Todes sind nicht bekannt.