Danica

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Danica
  • Version 1.0
  • Publikationsdatum 22. Mai 2025

Das am 15. April 1941 gegründete Lager Danica war das erste von den Behörden des Unabhängigen Staates Kroatien (NDH) eingerichtete Konzentrationslager. Es befand sich auf dem verlassenen Gelände der ehemaligen Kunstdüngerfabrik „Danica“ bei Koprivnica. Etwa 5 000 Häftlinge waren in dem Lager inhaftiert, die meisten von ihnen Serb:innen und Juden:Jüdinnen, gefolgt von Rom:nja und Kroat:innen.

Die Häftlinge wurden nach Nationalität und Geschlecht getrennt in überfüllten Fabrikgebäuden und Baracken untergebracht. Ihr Eigentum wurde systematisch beschlagnahmt (also geraubt), insbesondere Lebensmittelpakete. Es gab keine Zwangsarbeit, aber die Häftlinge mussten das Gelände des Lagers selbst sauberhalten und führten später kleinere Infrastrukturarbeiten durch (Auffüllen von Gräben nach der Niederlage der Armee des Königreichs Jugoslawien).

Die Häftlinge des Lagers waren häufig der Gewalt der Lagerwachen ausgesetzt, und einige von ihnen wurden gefoltert und getötet. Das Lager Danica diente hauptsächlich als Durchgangslager und wurde bereits Ende 1941 von den meisten Insass:innen geräumt. Am 1. September 1942 wurde es schließlich in Anbetracht der geringen Häftlingszahlen und des wachsenden Drucks von Partisan:innen in diesem Gebiet geschlossen.

Deportation von Rom:nja

Ende Juli und Anfang August 1941 wurden die Rom:nja aus der weiteren Umgebung von Koprivnica in dieses Lager transportiert, und eine kleine Anzahl von Rom:nja wurde auch aus den Gebieten von Bjelovar, Donja Stubica, Đurđevac und Ludbreg dorthin gebracht.

Einige der Rom:nja im Lager Danica wurden als politische Gefangene registriert. Beispiele hierfür sind Ignac Đurđević (1922–unbekannt) und Stjepan Đurđević (1898–unbekannt), die von den Behörden der Ustaša im Mai 1941 als Sympathisanten der Kommunistischen Partei und des Bundes der Kommunistischen Jugend Jugoslawiens verhaftet wurden. Beide blieben bis Mai 1942 im Lager und gehören laut den Listen aus der Nachkriegszeit zu den vermissten Kriegsopfern. Nach Angaben des kroatischen Historikers Zdravko Dizdar (geb. 1948) wurde Ignac Đurđević 1942 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, während Stjepan Đurđević im selben Jahr in ein Lager in Deutschland gebracht wurde.

Der Rom Štefan Nikolić (1876–1944) aus Bistra (Bezirk Donja Stubica) wurde am 26. Juni 1942 als „unverbesserlicher Landstreicher“ [nepopravljivi skitnica] verhaftet und Anfang Juli desselben Jahres in das Lager Danica deportiert. Er erklärte, er sei Kroate und römisch-katholisch, wurde aber dennoch nach Jasenovac deportiert und 1944 dort getötet.

Anzahl der Opfer unter den Rom:nja

Die meisten der Rom:nja, die Anfang August 1941 nach Danica deportiert wurden, verbrachten nur wenige Tage in dem Lager, bevor sie in das Lager Jasenovac verlegt und dort ermordet wurden. Die Anzahl der in Danica inhaftierten Rom:nja ist nicht genau zu ermitteln, da es schwierig ist, die ethnische Herkunft der Häftlinge festzustellen. Unter den Namen der ehemaligen Lagerinsassen, die auf Marmortafeln in der Gedenkstätte Danica eingraviert sind, finden sich 148 Rom:nja.

In der Zwischenzeit hat sich die bestätigte Zahl der Opfer der Rom:nja auf 153 namentlich genannte Personen (82 Männer, 71 Frauen) erhöht, was etwa drei Prozent der Gesamtzahl der identifizierten Häftlinge (4 349) entspricht. Gleichzeitig schätzt der Historiker Zdravko Dizdar (geb. 1948) die Gesamtzahl der Rom:nja, die in Danica inhaftiert waren, auf 733.1Dizdar, Logor Danica, Bd. 1, 91, 182, 183, 330–332; Bd. 3, 543, 558 f.

Nutzung des Lagers nach der Befreiung

Koprivnica und seine Umgebung wurden erstmals am 7. November 1943 von Partisan:innen befreit und bis zum 9. Februar 1944 gehalten, bis das Gebiet von deutschen Truppen und Einheiten der Ustaša zurückerobert wurde. Partisaneneinheiten befreiten schließlich Anfang Mai 1945 das Gebiet von Podravina, einschließlich des Lagers Danica.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 wurde das Lager Danica als Durchgangslager für kroatische, deutsche und ukrainische Kriegsgefangene wiedereröffnet, von denen einige in Gulags in der Sowjetunion deportiert wurden. Nach vorliegenden Berichten, die noch durch weitere Forschungen bestätigt werden müssen, wurden in diesem Lager zwischen Juni 1945 und Januar 1946 etwa 10 000 kroatische, deutsche und ukrainische Kriegsgefangene getötet.2Despot, „Logor ‚Danica‘.“ Auf dem Gelände des Lagers wurden Todesurteile an verurteilten Kriegsverbrechern durch öffentliches Erhängen vollstreckt, beispielsweise das des ersten Kommandanten des Lagers Danica, Martin Nemec (1890–1947).

Gedenkstätte

Von 1977 bis 1981 wurde das Gelände des ehemaligen Lagers in eine Gedenkstätte umgewandelt, und in einem verbliebenen Lagergebäude (den ehemaligen Stallungen des Fabrikkomplexes) wurde ein Museum eröffnet. Die Danica-Gedenkstätte in Koprivnica wurde im Jahr 2019 zum Kulturgut der Republik Kroatien erklärt.

Im April 2022 fand dort die wissenschaftliche Konferenz „Rom:nja in Podravina und ihr Leiden im Zweiten Weltkrieg“ statt, die vom Stadtmuseum Koprivnica und dem Ivo-Pilar-Institut für Sozialwissenschaften organisiert wurde.3Čimin and Vojak, Romi u Podravini. Anfang 2024 wurde das renovierte Museum mit einer Erweiterung für Ausstellungen, Gedenkveranstaltungen und pädagogische Angebote eröffnet.

Einzelnachweise

  • 1
    Dizdar, Logor Danica, Bd. 1, 91, 182, 183, 330–332; Bd. 3, 543, 558 f.
  • 2
    Despot, „Logor ‚Danica‘.“
  • 3
    Čimin and Vojak, Romi u Podravini.

Zitierweise

Danijel Vojak: Danica, in: Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa. Hg. von Karola Fings, Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg, Heidelberg 22. Mai 2025.

1941
15. April 1941Das Lager Danica wird als erstes Konzentrationslager im Unabhängigen Staat Kroatien eingerichtet. Etwa 5 000 Häftlinge durchlaufen das Lager, die meisten von ihnen Serb:innen und Juden:Jüdinnen, gefolgt von Rom:nja und Kroat:innen.
Mai 1941Ignac Đurđević und Stjepan Đurđević werden von den Ustaša-Behörden als Sympathisanten der Kommunistischen Partei und des Bundes der Kommunistischen Jugend Jugoslawiens verhaftet und in das Lager Danica im Unabhängigen Staat Kroatien gebracht. Beide überleben nicht.
Ende Juli und Anfang August 1941Die Rom:nja des Großraums Koprivnica werden in das Lager Danica deportiert; eine kleine Anzahl von Rom:nja wird auch aus den Gebieten Bjelovar, Donja Stubica, Đurđevac und Ludbreg verschleppt.
1942
26. Juni 1942Der Rom Štefan Nikolić aus Bistra, Unabhängiger Staat Kroatien, wird verhaftet und Anfang Juli desselben Jahres in das Lager Danica deportiert. Er erklärt, er sei Kroate und römisch-katholisch, wird aber dennoch nach Jasenovac deportiert, wo er 1944 getötet wird.