Anton Facuna

Logo
Suche
Anton Facuna
  • Version 1.0
  • Publikationsdatum 4. Juni 2025

Anton Facuna wurde am 1. Februar 1920 in Horné Jaseno in der Mittelslowakei geboren. Er war einer der berühmtesten Partisanen in der Slowakei. In der Nachkriegszeit wurde Facuna zudem durch seine politische Tätigkeit als erster Vorsitzender des slowakischen Verbands Zväz Cigánov-Rómov [Deutsch: Verband der Zigeuner-Roma, Tschechisch: Svaz Cikánů-Romů] bekannt.

Familie und Kindheit

Nach Angaben der Schwester Anna Virágová (ca. 1925–unbekannt) lebte Facunas vierköpfige Familie als einzige romani Familie in Sklabiňa. Adriana Daneková (geb. 1978) verweist hingegen auf die „Zigeuner Evidenz“ aus dem Jahre 1939, wonach eine Familie Gregor ebenfalls dort ansässig war. Facunas Eltern arbeiteten in einem Steinbruch, in den Wintermonaten war sein Vater als Schmied tätig. 

Über die Geschichte der Familie und die Widerstandstätigkeit Facunas berichtete Anna Virágová für das von Milena Hübschmannová (1933–2005) verfasste Buch „Po Židoch Cigáni“ [Nach den Juden die Zigeuner]. Zwischen den Jahren 1926 und 1931 besuchte Facuna die Volkschule in Sklabiňa, zwischen 1931 und 1934 aufgrund seiner ausgezeichneten Schulleistungen eine städtische Volksschule („Bürgerschule“) in Martin. Nach seinem Schulabschluss verrichtete er Gelegenheitsarbeiten.

Partisanentätigkeit

Am 1. März 1944 wurde Anton Facuna als Mitglied einer slowakischen technischen Brigade, die militärische Schanzarbeiten verrichtete, nach Italien geschickt, wo er beim Bau von Bunkeranlagen eingesetzt war.

Im Mai 1944 gelang es ihm, zu der Partisanengruppe „Rinaldo“ zu fliehen, die Angriffe auf deutsche Stellungen durchführte. Im Zuge der Kämpfe überschritt er gegen Mitte Mai 1944 die Front und stieß zu den Alliierten vor.

Anschließend beteiligte er sich an einer Militäroperation im italienischen Bari und an der amerikanischen militärischen Mission „Day“ des Office of Strategic Services [Amt für strategische Dienste, Nachrichtendienst des Kriegsministeriums der Vereinigten Staaten] unter Kommandant Edward Victor Baranski (1917–1945), die im Slowakischen Staat im Herbst 1944 durchgeführt wurde. Hierbei handelte es sich um eine Untergruppe der größeren Mission „Dawes“ unter Leitung von Kapitän James Holt Green (1909–1945), deren Ziel es war, gefangene alliierte Piloten, Partisan:innen und andere Widerstandskämpfer:innen in der Slowakei zu befreien. Die Mission zielte auch darauf ab, das Regime in der Slowakei zu stürzen und Tschech:innen sowie Slowak:innen für die Widerstandsbewegung zu gewinnen.

Die Mitglieder erreichten den aufständischen Flughafen Tri Duby [Drei Eichen] in der Mittelslowakei in zwei Gruppen mit etwas mehr als zehn Personen. Nach Angaben von Jim (James Daniel) Downs (1931–2016) gehörten der Untergruppe „Day“ neben Anton Facuna und dem Kommandanten Edward Victor Baranski der Funker Daniel Pavletić (unbekannt–1945), der slowakische Zivilist Emil Tomeš (Lebensdaten nicht bekannt) und der Pilot Leutnant Lane Humphrey Miller (1921–1945) an.

Facuna nahm unter verschiedenen Decknamen, beispielsweise Tony Novák, am Slowakischen Nationalaufstand teil. Die Mitglieder der Mission teilten sich im Oktober 1944 in drei Gruppen auf – eine blieb in Banská Bystrica, eine andere in Brezno und die letzte Gruppe „Day“ mit Facuna, Tomeš, Pavletić und Miller unter dem Kommando von Baranski wurde nach Zvolenská Slatina verlegt. Dort sammelte sie Informationen über Bewegungen der deutschen Armee, womit vor allem Facuna als Leiter des Nachrichtendienstes [Chief Intelligence Collector] beauftragt war.

Nach einer missglückten Operation der Gruppe „Day“ wurde Anton Facuna nach Zvolen geschickt, um dort Informationen über die deutsche Behandlung von Gefangenen einzuholen. Dank dieses Auftrags überlebte er einen Angriff auf seine Militäreinheit in Poľana und entging zudem der Verhaftung ihrer Mitglieder in Banská Bystrica, verlor jedoch jeglichen Kontakt zu seinen Mitkämpfern.

Facuna fuhr mit einem Fahrrad in Richtung Poľana, als er von einer deutschen Patrouille angehalten wurde. Er wurde jedoch nicht der Widerstandstätigkeit verdächtigt, auch weil man ihn dafür als zu jung erachtete. Als man ihn mit einem einzigen Bewacher allein ließ, nutzte er die Gelegenheit zur Flucht.

Er kehrte zurück nach Zvolenská Slatina, wo er schon früher im Haus der Eheleute Ján Zvára und Vera Zvárová untergebracht gewesen war. Diese Familie beteiligte sich ebenfalls an der Mission „Dawes“. Für eine kurze Zeit pendelte Anton Facuna zwischen Zvolen und Zvolenská Slatina, beschaffte benötigtes Material wie zum Beispiel Tinte und verbreitete illegale Flugschriften.

Nach der Inhaftierung des Ehepaars Zvára gelang ihm mit gefälschten Ausweispapieren über Ungarn und Rumänien die Flucht nach Belgrad und später zurück nach Italien. Dort benachrichtigte er die zuständigen Organe über den Misserfolg der Mission.

Deutsche ermorden Schwager und Vater

Sein Schwager Rudolf Facuna (unbekannt–1944) beteiligte sich während des Zweiten Weltkriegs ebenfalls am bewaffneten Widerstand. Er wurde jedoch verraten und mit anderen Mitgliedern seiner Partisaneneinheit am 29. September 1944 von deutschen Einheiten verhaftet. Zusammen mit 20 weiteren Bewohner:innen von Sklabiňa, das bereits am 21. August 1944 und damit vor dem Slowakischen Nationalaufstand von Partisan:innen als erste slowakische Gemeinde zum „befreiten Gebiet der Tschechoslowakei“ erklärt worden war, wurde er am 3. Oktober 1944 ermordet.

Anton Facunas Vater, der vermutlich ebenfalls Anton mit Vornamen hieß und dessen Lebensdaten nicht bekannt sind, wurde nach Angaben in der Chronik von Sklabiňa von deutschen Truppen dazu gezwungen, sich am 30. September 1944 an der Niederbrennung von Sklabinský Podzámok zu beteiligen.1Vgl. die Artikel in https://myturiec.sme.sk/c/6031397/podzamcania-si-pripomenu-i-vyrocie-vypalenia-obce.html und https://myturiec.sme.sk/c/7414284/fasistickemu-besneniu-padol-za-obet-sklabinsky-podzamok.html [Zugriff: 26.02.2025]. Zerstört wurden dabei auch Häuser von Rom:nja in der Siedlung Prieslop in unmittelbarer Nähe von Sklabiňa. Danach wurde er von Gendarmen festgenommen und im Keller des Hotels Slovan in der Gebietshauptstadt Martin eingesperrt. Nach einem gescheiterten Suizidversuch wurde er von Gendarmen zu Tode geprügelt. Sein Leichnam wurde in einen nahegelegenen Kanal geworfen und nie gefunden.

Nach dem Krieg

Am 15. Mai 1946 kehrte Anton Facuna zurück nach Sklabiňa. Er heiratete und hatte fünf Kinder. Facuna arbeitete als Chauffeur, technischer Beamter, Referatsleiter für Bauwesen im Bezirksnationalausschuss in Šamorín in der südwestlichen Slowakei, Techniker im Agroprojekt, Projektant im Betrieb Keramoprojekt und als Prüfstatiker im Unternehmen Investing in Bratislava.

Zwischen 1959 und 1963 besuchte er eine höhere Industrie- und Bauschule in Bratislava. 1964 erhielt er eine Medaille für seine Teilnahme am Slowakischen Nationalaufstand. In der Nachkriegszeit versuchte er mehrmals, eine Organisation für Rom:nja zu gründen, dies gelang ihm jedoch erst im Jahr 1969. Bis Oktober 1970 war er Vorsitzender der „Union der Zigeuner-Roma“ und ihrer Produktionsgenossenschaft Butiker. Anton Facuna starb am 10. Oktober 1980 in Bratislava.

Einzelnachweise

Zitierweise

Monika Stachová: Anton Facuna, in: Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa. Hg. von Karola Fings, Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg, Heidelberg 4. Juni 2025.

1944
Mai 1944Der slowakische Rom Anton Facuna läuft in Italien zu den Alliierten über und kämpft fortan als Partisan für die Befreiung der Slowakei.
3. Oktober 1944Der Partisan Rudolf Facuna wird zusammen mit 20 anderen Bewohner:innen des Ortes Sklabiňa, Slowakischer Staat, von deutschen Einheiten ermordet.