NOMadeS Datenbank (Frankreich)

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NOMadeS Datenbank (Frankreich)
  • Version 1.0
  • Publikationsdatum 10. April 2025

Die Datenbank NOMadeS (https://murdesnomades.mmsh.fr) ist eine digitale „Wand der Namen“ [mur des noms] von Personen, die zwischen 1939 und 1946 in Frankreich als Nomadesinterniert und/oder unter zwangsweisen Aufenthalt [assignation à résidence] gestellt waren.

Sie wurde gemeinsam vom französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) [Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung] und dem Maison Méditerranéenne des Sciences de l‘Homme (MMSH) [Mediterranes Haus der Humanwissenschaften] in Partnerschaft mit dem Verein Devoir de Mémoire – Aux Voyageurs Internés et leurs Enfants (DE–MAVIE) [Pflicht zur Erinnerung – An die internierten Fahrenden und ihre Kinder] entwickelt. Das Projekt wird auch von Verbänden zur Verteidigung der Rechte französischer Rom:nja und Traveller unterstützt und von der Anthropologin Lise Foisneau (geb. 1990) koordiniert. Zahlreiche Überlebende und ihre Nachkommen sind an der Sammlung der Informationen beteiligt.

Ziele der Datenbank

Die am 6. Dezember 2024 veröffentlichte Datenbank NOMadeS hat die Aufgabe, die französischen Opfer der Verfolgung und des Völkermords an den Gemeinschaften der Rom:nja und Fahrenden zu benennen, Lager für Lager bezüglich der Gefangenschaft und Departement für Departement bezüglich des zwangsweisen Aufenthalts. Sie wurde aufgrund der Feststellung von Nachkommen der so genannten „Nomades“ und von Forscher:innen ins Leben gerufen, dass das Fehlen von Gedenklisten der verfolgten Rom:nja, Manouches, Sinti:ze, Gitans, Jenischen und Fahrenden dem kollektiven Gedächtnis und dem historischen Wissen abträglich ist. Ziel ist es, herauszufinden, wie viele Menschen von der Verfolgung der „Nomades“ betroffen waren, denn mehr als 80 Jahre nach den Ereignissen gibt es immer noch keine Antwort auf diese Frage. Um die Identifizierung der einzelnen Personen zu erleichtern, werden neben den Namen auch die Geburtsdaten veröffentlicht. Die Geburtsorte werden aus Gründen des Datenschutzes nicht genannt.

Die ersten Online-Listen wurden von Lise Foisneau und Valentin Merlin (b. 1990) im Rahmen ihrer Forschungen zur Verfolgung der so genannten „Nomades“ in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs zusammengestellt und führten zur Veröffentlichung des Buches Les Nomades face à la guerre (1939–1946) im Jahr 2022. Die Listen wurden aus Dokumenten der Vichy-Verwaltung und der deutschen Behörden, die in den 94 französischen Departementsarchiven in Metropolitan-Frankreich aufbewahrt werden, rekonstruiert.

Enthaltene Daten

NOMadeS basiert auf den Grundsätzen der Zugänglichkeit von Forschungsdaten und der offenen Wissenschaft und ist eine kollaborative Datenbank: Die online veröffentlichten Listen können durch individuelle Beiträge, die sich auf Archivquellen stützen, ergänzt werden. Die Daten müssen von Wissenschaftler:innen überprüft und bestätigt werden. Im März 2025 umfasste die Datenbank 6 012 Personen in 25 Zwangslagern [camps d‘internement de nomades]. Diese Zahlen werden sich mit dem Fortschreiten des Projekts ändern.

Zitierweise

Lise Foisneau: NOMadeS Datenbank (Frankreich), in: Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa. Hg. von Karola Fings, Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg, Heidelberg 10. April 2025.

2024
6. Dezember 2024In Frankreich wird die Datenbank NOMadeS veröffentlicht – eine digitale „Wand der Namen“ [mur des noms] von Personen, die zwischen 1939 und 1946 in Frankreich als „Nomades” interniert und/oder unter zwangsweisen Aufenthalt gestellt wurden.