Zvolen (deutsch Altsohl) liegt in der Mittelslowakei, 196 Kilometer von Bratislava entfernt, und gehörte während des Zweiten Weltkrieges zum Territorium des Slowakischen Staates. In der zweiten Hälfte des Jahres 1943 wurde hier ein revolutionäres Nationalkomitee gegründet, das illegale Aktivitäten wie die Bereitstellung von Waffen, Sprengstoff und Geldmittel für den Aufstand durchführte. Die Burg Zvolen spielte nach dem Ausbruch des Slowakischen Nationalaufstands eine wichtige Rolle, da sie das Hauptquartier der 2. tschechoslowakischen Partisanenbrigade sowie das Lazarett der Aufständischen beherbergte. Auch wurden dort drei gepanzerte Züge gebaut.
Massaker
Deutsche Besatzungstruppen besetzten am 27. Oktober 1944 das Zentrum des Aufstandes, woraufhin sich die Aufständischen in die Berge zurückzogen. Danach fanden auf dem jüdischen Friedhof in Zvolen mehrere Massaker statt. Im Exhumierungsprotokoll heißt es, „dass am 29., 30., 31. März und 1. April 1945 auf dem jüdischen Friedhof in Zvolen sechs Massengräber geöffnet wurden, in denen insgesamt 128 Personen bestattet wurden, die in den Monaten November und Dezember 1944 und Januar 1945 von der deutschen Gestapo erschossen worden waren“.1 Archiv des Museums des Slowakischen Nationalaufstandes Banská Bystrica, Fond IX, Karton Nr. 4, Nr. S 91/79. Unter den identifizierten Opfern befanden sich mindestens 35 Rom:nja aus Hriňová, Detva, Dúbravy bei Zvolen, Vígľaš, Mýtná, Podkriváň und Dolná Bzová.
Für die Massentötungen war das Einsatzkommando 14 der Einsatzgruppe H verantwortlich, das in Zvolen seinen Stützpunkt hatte und von SS-Obersturmführer Johannes Hoßbach2 Vermutlich Johannes Hoßbach (1914–1985), siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Polizei-Institut_Charlottenburg [Zugriff: 17.06.2024]. befehligt wurde. Die Opfer wurden aus dem Gebäude des Bezirksgerichts in Zvolen zu den bereits ausgehobenen Massengräbern auf dem jüdischen Friedhof gebracht.3 Šindelarová, Einsatzgruppe H, 129 f.
Bezüglich der ermordeten Rom:nja, die aus Dúbravy stammten, ist bekannt, dass sich ihre Siedlung mitten im Dorf befand. Während des Winters 1944 kamen Partisan:innen in das Dorf, um ihre Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Der Rom Jozef Klinec (1923–1944), der ebenfalls zu den Partisan:innen gehörte, wurde jedoch entdeckt und denunziert. Dies führte zur Einkreisung des Dorfes durch acht Angehörige der Schutzstaffel (SS), die alle Männer der Familie Klinec, zusammen 15 Personen, die älter als 14 Jahre waren, verschleppten. Das älteste Opfer war 57, das jüngste Opfer 14 Jahre alt. Unter den Opfern waren neben Jozef Klinec auch Adam Klinec (1904–1944), Gejza Klinec {1924–1944), Gustáv Klinec (1910–1944), Imrich Klinec {1904–1944), Juraj Klinec (1887–1944), Juraj Klinec (1923–1944), Juraj Klinec (1927–1944), Koloman Klinec {1920–1944), Mikuláš Klinec (1912–1944), Pavol Klinec (1897–1944), Peter Klinec (1901–1944), Samuel Klinec (1928–1944), Viliam Klinec (1928–1944) und Vojtech Klinec (1918–1944). Sie wurden zunächst in der Schule in Hriňová, dann in der Synagoge in Detva inhaftiert und schließlich nach Zvolen gebracht, wo sie ermordet wurden. Nach dem Ende der Kampfhandlungen auf slowakischem Territorium wurden einige von ihnen durch überlebende Familienangehörige identifiziert.4 Mann, Tragické osudy Rómov v Podpoľaní počas druhej svetovej vojny, 11–13.
Auch über den Mord an den Rom:nja aus der Siedlung Detva-Pustovníky sind die Tatumstände bekannt.5 Archiv des Museums des Slowakischen Nationalaufstandes Banská Bystrica, Fond IX, Karton Nr. 4, Nr. S 91/79. Am 23. November 1944 hatten Aufständische zwischen Detva und Stožok einen Güterzug in die Luft gesprengt. Am Tag darauf wurde die Siedlung besetzt und die Rom:nja wurden unter dem Vorwand, an den Partisanenaktionen beteiligt gewesen zu sein, abgeführt.
Ermittlungen
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Bundesrepublik Deutschland ein Ermittlungsverfahren gegen Johannes Hoßbach wegen der Erschießungen auf dem jüdischen Friedhof in Zvolen eingeleitet. Das Verfahren wurde eingestellt.6 Šindelarová, Einsatzgruppe H, 336–337.
Erinnerung
Auf dem jüdischen Friedhof in Zvolen erinnert ein Gedenkstein an die Opfer der Massenerschießungen, der den jüdischen und romani Opfern gewidmet ist. Das Mahnmal mit der Inschrift „Ma bisteren – Na pamiatku rómskych obetí 1939 – 1945“ [Zum Gedenken an die romani Opfer 1939–1945] wurde am 8. April 2006 im Rahmen des Projekts „Ma bisteren!“ der Bürgerinitiative In Minorita enthüllt.