Joseph Toloche wurde am 15. April 1912 in Florenville, Belgien, in eine Familie von Schaustellern, Pferdehändlern und Zinngießern geboren. Gemeinsam mit Flore Boudin (1901–1941) hatte er zwei Kinder: Marguerite (1933–1944) und Bernard (1935–1944).
Flucht nach Frankreich
Die Familie floh im Mai 1940, wie viele andere, vor der deutschen Wehrmacht aus Belgien nach Frankreich. Die französische Gendarmerie verhaftete sie am 8. November 1940 in Rouen und brachte sie in das nächstgelegene Zwangslager (camps d’internement de nomades) in Mulsanne (Departement Sarthe). Ihre Wagen und die Pferde wurden beschlagnahmt und verblieben in Darnétal. Im März 1941 wandte sich Joseph Toloche an den Präfekten von Seine-et-Oise und verlangte seine Befreiung. Wenig später, am 21. April 1941, starb seine Frau Flore Boudin im Krankenhaus von Arpajon (Departement Essonne) an einer Fehlgeburt. Joseph Toloche war nun Witwer und mit seinen Kindern auf sich alleine gestellt.
Im September 1941 mussten Vater und Kinder im Lager Linas-Monthlery leben. Zusammen mit anderen belgischen Internierten verlangte Joseph Toloche erneut die Rückgabe ihres Eigentums und die Erlaubnis zur Rückkehr nach Belgien. Auch dieser Versuch scheiterte, und die Familie wurde in das Lager Montreuil-Bellay (Departement Maine-et-Loire), einem der größten Zwangslager für ‚Nomades‘ in der besetzten Zone, verlegt. Der Familie wurde eine Niederlassung in Frankreich außerhalb des Lagers unter der Auflage erteilt, dass sie einen Arbeitgeber und eine Unterkunft in einem Umkreis von 20 Kilometern des Lagers fänden. Es gelang Joseph Toloche, in Montreuil-Bellay einen Mietvertrag für ein kleines Haus zu unterzeichnen. Doch er wollte unbedingt nach Belgien zurück, weil es dort zu diesem Zeitpunkt keine Zwangslager für Sinti:ze und Rom:nja gab.
Erneute Flucht und Deportation
Da mehrere Petitionen zu keinem Erfolg geführt hatten, gingen Joseph Toloche und weitere Familien auf eigene Faust nach Belgien zurück. Sie wurden jedoch von der Feldgendarmerie und der Sicherheitspolizei (Sipo) Ende November 1943 in Nordfrankreich in Hénin-Liétard (heute Hénin-Beaumont, Departement Pas-de-Calais) und Vimy (Departement Pas-de-Calais) ergriffen und im Gefängnis Loos-les-Lille in Loos interniert.
Die Verhafteten, darunter auch Joseph Toloche mit seinen beiden Kindern, brachte man in das ‚SS-Sammellager‘ in der Kaserne Dossin in Mechelen. Dort erfasste sie die deutsche Kriminalpolizei am 9. Dezember 1943 auf einer Liste. Alle Personen auf dieser Liste, insgesamt 352 Männer, Frauen und Kinder, wurden am 15. Januar 1944 im ‚Transport Z‘ von Mechelen aus in das Konzentrations– und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und in den Lagerbereich BIIe eingewiesen. Die Kinder von Joseph Toloche starben dort zu einem unbekannten Zeitpunkt.
Am 15. April 1944 wurde Joseph Toloche mit einer größeren Gruppe in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt, darunter auch 23 andere Deportierte des ‚Transport Z‘. Er wurde als arbeitsfähig eingestuft und dem Außenlager Dora, später Konzentrationslager Mittelbau-Dora, zugewiesen. Am 28. Oktober 1944 wurde er im Außenlager Ellrich-Juliushütte registriert. Von dort aus wurde er in den letzten Wochen des Krieges in das Konzentrationslager Bergen-Belsen überstellt, wo er am 15. April 1945 die Befreiung erlebte.
Rückkehr und Ausweisung
Am 8. Mai 1945 kehrte Joseph Toloche in einem, wie es in seiner Repatriierungskarte hieß, „schlechten Allgemeinzustand“ nach Brüssel zurück. Wenige Wochen später, Anfang Juni 1945, wurde er von der Fremdenpolizei befragt. Sie nahm sein Zeugnis über die Deportation und seine Inhaftierung in den Konzentrationslagern auf und stellte ihm erneut eine ‚Zigeunerkarte‘ aus. Ende der 1950er-Jahre reiste er mit dem Wohnwagen durch Belgien und verdiente seinen Lebensunterhalt als Werkzeugmacher. Möglicherweise heiratete er erneut. Die Fremdenpolizei vermerkte mehrmals eine Frau mit Namen Céla bzw. Séva Colombar als Partnerin sowie neun Kinder, die in den Akten jedoch nicht namentlich genannt werden. 1960 wurde Joseph Toloche aus unbekannten Gründen aus Belgien ausgewiesen. Es ist nicht bekannt, wann und wo er starb.