Estland

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Estland
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1935
15. September 1935In Deutschland werden das „Reichsbürgergesetz” und das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre”, die sogenannten Nürnberger Gesetze, verabschiedet.
1937
14. Dezember 1937In Deutschland ergeht der „Erlass zur vorbeugenden Verbrechensbekämpfung”. Auf dieser Grundlage kann die Kriminalpolizei jederzeit Sinti:ze und Rom:nja in Konzentrationslager verschleppen.
1940
17. Juni 1940Die Sowjetunion besetzt Estland und annektiert es zusammen mit Lettland und Litauen.
1941
7. Juli 1941Die deutsche 18. Armee überschreitet die Grenze zu Estland.
16. Juli 1941Im deutsch besetzten Estland wird Mitte Juli 1941, kurz nach der Einnahme von Tartu, das Konzentrationslager Tartu eingerichtet. Unter den Gefangenen befindet sich auch eine Gruppe von Rom:nja, die im Herbst 1941 dort erschossen wird.
27. August 1941Im deutsch besetzten Estland schreibt die 18. Armee der Wehrmacht vor, „Faulenzer“ zu körperlicher Arbeit heranzuziehen. Rom:nja sollen mit ihren Pferden und Fuhrwerken zwangsweise bei der Getreideernte helfen.
Herbst 1941Hinrichtung einiger Rom:nja im Konzentrationslager Tartu im deutsch besetzten Estland.
10. September 1941Dr. Martin Sandberger ordnet die Verhaftung aller Juden:Jüdinnen im deutsch besetzten Estland an. Hunderte von Männern, Frauen und Kindern werden ermordet.
18. September 1941Die Wehrmacht befiehlt die Verhaftung aller Rom:nja im deutsch besetzten Estland.
29. September 1941Das Gefängnis von Pärnu im deutsch besetzten Estland hat 302 Insassen. Unter den Gefangenen sind fünfzig Rom:nja.
6. Oktober 1941Im deutsch besetzten Estland stirbt die einundsechzigjährige Sophie Siimann während ihrer Inhaftierung im Gefängnis von Pärnu.
1. November 1941In der Nacht zum 1. November 1941 verhaftet die estnische Sicherheitspolizei in Narva (deutsch besetztes Estland) 260 Personen, darunter eine dreiköpfige Romani Familie.
1. Dezember 1941Die deutsche Militärkommandantur in Estland ändert den Befehl vom 18. September 1941, dass alle Rom:nja inhaftiert werden sollen, dahingehend ab, dass nur umherziehende‘ Rom:nja verhaftet werden sollen, während diejenigen mit einem festen Wohnsitz unter polizeilicher Überwachung stehen sollen.
4. Dezember 1941Im deutsch besetzten Estland teilt Reichskommissar Lohse dem Höheren SS- und Polizeiführer im Ostland, Friedrich Jeckeln, die Entscheidung vom 1. Dezember 1941 mit und interpretiert sie dahingehend, dass alle Rom:nja inhaftiert werden sollen.
1942
1. Januar 1942Ab diesem Zeitpunkt dürfen Rom:nja die Stadt Tartu (deutsch besetztes Estland) nicht mehr ohne eine Sondergenehmigung betreten.
20. Januar 1942Fünf jugendliche Rom:nja brechen aus dem Gefängnis von Pärnu im deutsch besetzten Estland aus. Die Gefängniswärter nehmen drei von ihnen, Juhan Koslovski, Robert Mitrovski und Karl-Alfred Mitrovski, kurz darauf fest. Richard Eamest und Karl Koslovski können fliehen.
20. Januar 1942Die Wannsee-Konferenz findet in Berlin statt. Thema des Treffens ist die Ermordung der europäischen Juden:Jüdinnen.
25. Januar 1942 – 5. Februar 1942Im deutsch besetzten Estland beginnen die Polizeipräfekturen in Tallinn, Haapsalu, Paide, Saaremaa, Narva und Petseri mit der Überprüfung der Romani Bevölkerung gemäß dem Befehl von Reichskommissar Hinrich Lohse vom 4. Dezember 1941.
17. April 1942Im deutsch besetzten Estland fliehen Tartsan Koslovski und Robert Mitrovski aus dem Gefängnis von Harku. Robert Mitrovski kommt bei einem Massenmord am 27. Oktober 1942 ums Leben, die Spur von Tartsan Koslovski verliert sich nach der Flucht.
27. Mai 1942Konferenz in Tallinn (deutsch besetztes Estland) zum Thema der Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der estnischen Polizei. Heinrich Bergmann, Kommandeur der deutschen Kriminalpolizei in Estland, spricht über die „Lösung der Zigeunerfrage”.
1. Juni 1942Verhaftung und Verhör von Karl Siimann in Paide (deutsch besetztes Estland).
1. – 30. Juni 1942Die estnische Sicherheitspolizei weist Dienststellen an, über Juden und „Zigeuner” unter der Überschrift „Rassenfrage” zu berichten.
6. Juni 1942Im deutsch besetzten Estland bricht Peeter Burkevich aus dem Gefängnis von Harku aus. Er wird nach wenigen Stunden gefasst.
1. Juli 1942Die estnische Sicherheitspolizei berichtet von siebzehn Rom:nja (sechs Männer und elf Frauen), die bislang an ein Erschießungskommando übergeben wurden. Unter den Toten sind wahrscheinlich auch die beiden Kinder Vera und Valentina Indus.
18. Juli 1942Im deutsch besetzten Estland sind im Gefangenenlager Harku 1133 Inhaftierte untergebracht, darunter 328 Rom:nja (189 von ihnen Kinder).
27. Oktober 1942Ermordung von 243 Rom:nja in Harku (deutsch besetztes Estland), unter ihnen Karl Siimann, Leontine Siimann und Richard Siimann.
16. Dezember 1942„Auschwitz-Erlass”: Heinrich Himmler, Chef der Schutzstaffel („Reichsführer SS”), ordnet die Deportation von Sinti:ze und Rom:nja aus dem Deutschen Reich in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an.
1943
22. Januar 1943Der Leiter der deutschen Sicherheitspolizei in Estland, Dr. Martin Sandberger, ordnet die Deportation aller estnischen Rom:nja an.
29. Januar 1943Das Reichssicherheitshauptamt in Berlin, Deutschland, erlässt genauere Anweisungen zu der Deportation von Sinti:ze und Rom:nja in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
8. Februar 1943Beginn der Deportation von Rom:nja aus dem gesamten deutsch besetzten Estland nach Tallinn. Das Zentralgefängnis Tallinn wird zu einer Sammelstelle für deportierte Rom:nja in Estland.
10. Februar 1943Massenerschießung von 110 Rom:nja, die zuvor im Zentralgefängnis von Tallinn (deutsch besetztes Estland) inhaftiert waren, durch die deutsche Sicherheitspolizei, wahrscheinlich in Kalevi-Liiva. Unter den Opfern ist Lonny Indus aus Narva, die Ehefrau von Willem Indus, zusammen mit ihren sechs Kindern.
12. Februar 1943174 Rom:nja, die aus kleineren Städten und Dörfern in Estland stammen, werden aus Polizeihaft in Tallinn in das Zentralgefängnis Tallinn verlegt.
13. Februar 1943Im deutsch besetzten Estland gelingt Robert Burkevich die Flucht aus einem Deportationszug, der vom Bahnhof Tapa zum Zentralgefängnis Tallinn fahren soll. Er wird bald gefasst.
17. Februar 1943Massenerschießung von 337 Rom:nja, die zuvor im Zentralgefängnis von Tallinn (deutsch besetztes Estland) inhaftiert waren, durch die deutsche Sicherheitspolizei, wahrscheinlich in Kalevi-Liiva. Willem Indus aus Narva ist unter den Opfern, ebenso der fünfzehnjährige Pavel Koslovski aus der Gemeinde Petseri und sein Vater, Nikolai Koslovski.
1. – 5. März 1943Sechsunddreißig Rom:nja (22 Frauen, vier ältere Menschen und zehn kleine Kinder) werden Anfang März 1943 in Kalevi-Liiva (deutsch besetztes Estland) ermordet.
29. März 1943Das Reichssicherheitshauptamt ordnet die Deportation von Rom:nja und Sinti:ze aus deutsch besetzten Gebieten und Ländern (Belgien, Bezirk Bialystok, Elsass, Lothringen, Luxemburg, Niederlande und Nordfrankreich) in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau an.
23. Mai 1943Das Reichsministerium für das Ostland erlaubt die ständige Inhaftierung von „sesshaften“ Rom:nja, ohne sie wie Juden:Jüdinnen zu behandeln.
6. August 1943Im deutsch besetzten Estland versuchen Juhan Burkevich, Richard Koslovski und Johannes Koslovski aus dem Zentralgefängnis von Tallinn zu fliehen. Richard Koslovski gelingt die Flucht, während die beiden anderen gefangen genommen und im Dezember 1943 ins „Arbeitserziehungslager” in Murru verlegt werden.
15. Oktober 1943Die Reichskriminalpolizei in Berlin schlägt vor, „sesshafte” Rom:nja im ‚Ostland‘ wie die einheimische Bevölkerung zu behandeln und umherziehende” Rom:nja in Konzentrationslager einzusperren.
1944
24. März 1944Das Zentralgefängnis Tallinn im deutsch besetzten Estland meldet 61 (deutsche und tschechische) Juden:Jüdinnen und 31 Rom:nja unter seinen 2 867 Gefangenen.
Sommer 1944Laut einer Zeugenaussage in einem sowjetischen Kriegsverbrecherprozess verlegt die Polizei im Sommer 1944 zwischen 150 und 200 Rom:nja in das „Arbeitserziehungslager” in Murru (deutsch besetztes Estland) und tötet sie.
24. Oktober 1944Ende der deutschen Besatzung Estlands.
2007
6. Mai 2007In Kalevi-Liiva wird das erste und einzige Denkmal für die ermordeten Rom:nja Estlands enthüllt, das von der Romani Association of North Estonia initiiert wurde.