Nach dem Überfall der deutschen, italienischen und ungarischen Truppen auf das Königreich Jugoslawien am 6. April 1941 wurde das Land unter den Achsenmächten aufgeteilt. Es entstand der Unabhängige Staat Kroatien [Nezavisna Država Hrvatska, kurz NDH], der auch Bosnien und Herzegowina umfasste und von der nationalistischen, extremen Rechtsbewegung der Ustaša von Ante Pavelič (1889–1959) regiert wurde. Serbien wurde von der Wehrmacht besetzt, die dort das „Militärverwaltungsgebiet Serbien“ errichtete, welches neben Zentralserbien einen Teil des Nordkosovos und des Banats umschloss.
Entstehung der Provinz Ljubljana
Ein Teil von Montenegro wurde zu einem Protektorat Italiens, während der Kosovo und das westliche Makedonien an Albanien angegliedert wurden, das wiederum seit 1939 unter italienischer Herrschaft stand. Was Slowenien anbelangt, annektierten die Deutschen die Untersteiermark (Slowenisch: Štajerska), die Oberkrain (Slowenisch: Gorenjska) und den slowenischen Teil Kärntens (Slowenisch: Koroška). Die deutschen Gebiete reichten somit bis zu den nördlichen Vororten Ljubljanas. Die Stadt Ljubljana, die Innerkrain (Slowenisch: Notranjska), die Unterkrain (Slowenisch: Dolenjska) und die Weißkrain (Slowenisch: Bela Krajina) wurden vom italienischen Heer besetzt und am 3. Mai 1941 vom Königreich Italien unter dem Namen Provincia di Lubiana (Provinz Ljubljana) annektiert. Das Übermurgebiet (Slowenisch: Prekmurje) wurde dagegen Ungarn zugeschlagen.
Bevölkerungspolitik
Die Provinz Ljubljana wurde vom Hochkommissar Emilio Grazioli (1899–1969) geleitet und in von italienischen Funktionären geleitete Distrikte geteilt, während die Gemeinden weiterhin von einheimischen Bürgermeistern verwaltet wurden. Die in den annektierten Gebieten lebenden Slowen:innen wurden nicht italienische Staatsbürger:innen. Anfänglich umwarb das faschistische Regime die slowenischen Eliten, um deren Unterstützung zu gewinnen, und versprach ein gewisses Maß an Selbstverwaltung. Damit wollte man die eigene Politik von derjenigen der Deutschen im Norden unterscheiden, deren Brutalität etwa 20 000 Flüchtlinge in die Provinz Ljubljana getrieben hatte.
Innerhalb weniger Monate hatte aber eine ganz andere Politik die Oberhand gewonnen, und zwar eine der erzwungenen und gewalttätigen Entnationalisierung der slowenischen Bevölkerung, die oft mit dem Aufkommen der Osvobodilna Fronta (OF) genannten Oppositionsbewegung gerechtfertigt wurde, der neben der slowenischen kommunistischen Partei auch ein Teil der christlich sozialen Bewegung angehörte. Die Schnelligkeit, mit der sich eine bewaffnete Opposition gebildet hatte, überraschte die italienischen Verantwortlichen, die immer noch davon überzeugt waren, die Bevölkerung werde für die ihnen gebotene Möglichkeit, an der „italienischen Zivilisation“ teilzuhaben, dankbar sein.
Kampf gegen Partisan:innen und Konzentrationslager
In dem vom italienischen Heer gegen die slowenischen Partisan:innen geführten Kampf kam es zur willkürlichen Tötung von Zivilist:innen, die man als deren Unterstützer:innen ansah, zur Zerstörung von Dörfern und zur Beschlagnahmung von Gütern sowie zur Deportation von Zivilist:innen in vom Königlichen Heer betriebene Konzentrationslager (campo di concentramento), die sich sowohl auf der italienischen Halbinsel als auch entlang der dalmatinischen Küste und auf den dalmatinischen Inseln befanden. Im Lager von Arbe sind unter den dort ums Leben gekommenen Menschen 13 Rom:nja zu verzeichnen. Mehrere slowenische Familien der Rom:nja wurden in das Lager Gonars (Udine) überführt, wo das italienische Heer die in der Provinz Ljubljana festgenommenen Zivilpersonen unter besonders harten Bedingungen gefangen hielt.
Verfolgung von Rom:nja
Die unzureichende Verpflegung und der Mangel an ärztlicher Versorgung waren wohl die Ursache für den Tod zweier im Lager geborener Mädchen. Das Institut für Gegenwartsgeschichte in Ljubljana hat den slowenischen Rom Anton Hudorovič (1922–1943) als Opfer im Lager für Zivilisten in Chiesanuova bei Padua und einen weiteren Rom, Karel Hudorovac (1910–1943), im Lager von Visco (Udine) genannt. Beide Lager wurden vom Königlichen Heer betrieben. Auch sind drei weitere slowenische Roma zu erwähnen, die Opfer der italienischen Besatzer wurden: Zwei davon wurden in der Provinz Ljubljana ermordet, die dritte Person im September 1944 in Palmanova (Udine).1Institut für Gegenwartsgeschichte in Ljubljana, Datei der Opfer unter den slowenischen Roma und Sinti im Zweiten Weltkrieg (internes Dokument, freundlicherweise zur Verfügung gestellt).
Um die hundert slowenische Rom:nja wurden an verschiedenen Orten der Provinz Ljubljana bei sogenannten Auskämmungen festgenommen, in eine Kaserne der Hauptstadt überführt, um dann zwischen Juni und Juli 1941 im Konzentrationslager Tossicia, gelegen in den Abruzzen, interniert zu werden.2Archivio storico del Comune di Tossicia (AsT) [Historisches Archiv der Kommune Tossicia], Kat. XV, Pubblica Sicurezza, b. 2, Fasc. 23, Schreiben Questura di Teramo [Polizeipräsidium Teramo] an Prefettura di Teramo [Präfektur Teramo], Uff. Ragioneria (Buchhaltung) – und z. K. an Direttore campo concentramento di Tossicia [Direktor des Konzentrationslagers Tossicia], Prot. n. (AZ) 5338, Div. [Abt.] I, Oggetto: Zingari provenienti da Lubiana [Betreff: Aus Lubiana kommende Zigeuner], 19.06.1942.
Verschärfung der Lage ab 1942 und Massaker an Rom:nja
Ab dem Frühling 1942 war das italienische Heer nicht mehr in der Lage, den Großteil von Slowenien zu beherrschen, sodass die OF sich eines weiten Gebiets bemächtigte, das von den Vororten von Ljubljana bis zur Grenze des Unabhängigen Staat Kroatiens reichte. Die Historiografie hat schon vor geraumer Zeit das Ausmaß der brutalen Reaktion des italienischen Heeres dargestellt. Die Übergriffe unter dem Befehl von General Mario Robotti (1882–1955) erreichten trotz des massiven militärischen Aufgebots und der Ausschreitungen gegen die Zivilbevölkerung nicht die erhofften Ergebnisse.
Die in den von Italien annektierten slowenischen Gebieten lebenden Rom:nja und Sinti:ze waren nun gefangen zwischen dem italienischen Heer und den sich ihm widersetzenden Partisaneneinheiten. In diesem Kontext einer allgemein verbreiteten Gewalttätigkeit lassen sich die von Partisanen gegen Rom:nja in verschiedenen Ortschaften der Provinz Ljubljana verübten Massaker einordnen.3Vgl. Uroš, „When Violins Fell Silent“. Diese Geschehnisse sind erst in jüngster Zeit von einigen slowenischen Historiker:innen erforscht worden, wodurch auch Rom:nja als Opfer der von allen Seiten während des Zweiten Weltkrieges verübten Gewalt Beachtung gefunden haben.
Im Jahr 2010 hat Tadeja Tominšek Čehulić als Erste ein Massaker an 41 Rom:nja belegt, welches am 19. Juli 1942 in der Ortschaft Kanižarica im Bezirk Črnomelj stattfand.4Der Bezirk Črnomelj (Italienisch: Cernomegli) befand sich im Südosten der „Provincia di Lubiana“, an der Grenze zum NDH. Die Rom:nja waren dort beschuldigt worden, Spione im Dienste der Italiener zu sein. Die Partisanen beschränkten sich nicht darauf, einzelne der Spionage beschuldigte Personen „hinzurichten“, sondern töteten ganze Familien, auch Säuglinge und schwangere Frauen. Die Ermordeten waren als „Zigeuner“ stigmatisiert und wurden als Gruppe und nicht als Individuen angesehen.
Festnahmen und Deportationen
Nach dem Massaker von Kanižarica wurden circa 200 „Zigeuner“ zu ihrem „Schutz“ in Črnomelj und weitere 100 in Metlika „konzentriert“. Für sie wurden zusätzliche Geldmittel beim Wohlfahrtsamt der Provinz in Ljubljana beantragt. Am 9. August 1943 befanden sich in Črnomelj 24 Familien (20 mit dem Nachnamen Hudorovac, zwei Familien mit Namen Brajdič und je eine mit den Nachnamen Brezar und Tkalcič), die in Baracken untergebracht waren. Was mit ihnen nach dem 8. September 1943 geschah, als die Provinz Ljubljana in die „Operationszone Adriatisches Küstenland“ (OZAK) eingegliedert wurde, ist unbekannt.
Aus den darauffolgenden Monaten ist die Deportation von 84 Rom:nja in Konzentrationslager dokumentiert: 78 Rom:nja, die fast alle im Bezirk Novo Mesto geboren waren,5Teil der Provinz Ljubljana. wurden in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, zwei in das Konzentrationslager Ravensbrück, zwei nach Mauthausen-Gusen, je einer nach Buchenwald und Leitmeritz, einem Außenlager von Flossenbürg. Darüber hinaus wurden zwölf Rom:nja von den Deutschen in verschiedenen Ortschaften des besetzten Sloweniens getötet.6Die Personalien der Deportierten wurden vom Institut für Gegenwartsgeschichte in Ljubljana recherchiert (Datei der Opfer unter den slowenischen Roma und Sinti im Zweiten Weltkrieg, internes Dokument) und ermöglichen in der Regel, entsprechende Dokumente in den Arolsen Archives aufzufinden.