Schweden

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  • Version 1.0
  • Publikationsdatum 23. Januar 2025

Die zahlenmäßig kleinen Gemeinschaften der Rom:nja in Schweden überstanden den Zweiten Weltkrieg in der Regel unbeschadet. Doch selbst in Schweden, das als eines der wenigen Länder in Europa demokratisch, souverän und neutral geblieben war, kündigte die Regierung im September 1942 an, dass sie das Zigeunerproblemlösen wolle. Die offizielle Rhetorik war aggressiv, da sowohl die Regierung als auch viele einflussreiche akademische Expert:innen davon überzeugt waren, dass es eine – wie sie es nannten – „wissenschaftliche“ Grundlage für eine sofortige Lösung des erfundenen Problems geben würde. 1945 war dieser Plan für die Regierung jedoch kein Thema mehr, und im selben Jahr kamen die ersten Rom:nja, die den Völkermord überlebt hatten, als Flüchtlinge nach Schweden.

Rom:nja und Resande vor dem Zweiten Weltkrieg

Rom:nja werden in schwedischen Dokumenten erstmals 1512 erwähnt, als eine Gruppe von Rom:nja namens Thaatra in Stockholm eintraf. Diese Gruppe, die als Resande [Fahrende] bekannt ist, lebt seither in Schweden und wird heute vom Staat als Teil der nationalen Minderheit der Rom:nja anerkannt. Vor dem Zweiten Weltkrieg bereisten viele Familien der Resande Schweden, Dänemark und Norwegen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten mehrere Familien der Kalderaša aus dem Russischen Reich und Rumänien nach Schweden ein. Heute wird auch diese Gruppe, die als Schwedische Rom:nja [svenska romers] bekannt ist, vom Staat als Teil der nationalen Minderheit der Rom:nja anerkannt.

In der Nachkriegszeit und insbesondere nach 1991 wanderten Tausende von Rom:nja aus Finnland, Polen, dem ehemaligen Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien und anderen Ländern nach Schweden ein. Daher sind viele Rom:nja im heutigen Schweden Vertreter:innen der zweiten und dritten Generation von Überlebenden des Völkermords.

Wie andere europäische Länder verfügt auch Schweden über eine unrühmliche Geschichte der Diskriminierung und der gegen die Gemeinschaften der Rom:nja gerichteten Vorschriften. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts verwendeten die Behörden und die Mehrheitsgesellschaft die diskriminierenden Begriffe zigenare und tattare für Gruppen der Rom:nja. In der Zwischenkriegszeit wurden die Rom:nja in Schweden bei der Volkszählung als Angehörige eines „fremden Stammes“ [främmande stam] erfasst.1Folkräkningen den 31 december 1930, 25. Bei der Volkszählung von 1930 wurden in Schweden 471 Rom:nja registriert, aber die Zählenden betonten, dass diese Anzahl den Großteil der Resande (damals etwa 5 000 Personen) nicht umfasse. Während die Svenska Romers durch ihre Bräuche, Namen, Sprache und Wanderberufe leicht zu identifizieren waren, waren viele Resande sesshaft und zweisprachig und trugen typisch skandinavische Namen, sodass sie für die Zählenden bei der Volkszählung nicht zu erkennen waren. Die Gesamtbevölkerung Schwedens belief sich zu dieser Zeit auf etwa 6 100 000 Personen. Das bedeutet, dass die Minderheit der Rom:nja zahlenmäßig unbedeutend war, was sie jedoch nicht vor systematischer staatlicher Diskriminierung auf der Grundlage eines erfundenen pseudowissenschaftlichen „Rassenproblems“ [rasproblem] bewahrte.

Wissenschaft und Kriminologie

Der pseudowissenschaftliche Rassismus wurde in der Zwischenkriegszeit von Universitäten und staatlichen Institutionen aktiv unterstützt. 1922 wurde an der Universität Uppsala das Staatliche Institut für Rassenbiologie [Statens institut för rasbiologi] unter der Leitung von Professor Herman Lundborg (1868–1943) gegründet. Im selben Jahr leitete ein parlamentarischer Ausschuss eine der ersten Untersuchungen über Rom:nja und Resande ein, die 1923 abgeschlossen wurde. Das Hauptziel der Untersuchung bestand darin, diese beiden Gruppen voneinander getrennt zu erfassen, um eine rechtliche Definition von Rom:nja und Resande vorzunehmen. Es gelang nicht, eine solche Definition zu erarbeiten. Dennoch erklärte der Ausschuss die Resande zu einem „Rassenproblem“.2Undersökning rörande tattare och zigenare, 84–92, 317–376. In den 1920er-Jahren zeigten Lundborg und sein Team in vielen Städten die Wanderausstellung „Schwedische Volkstypen“. Der über 600 Abbildungen umfassende Ausstellungskatalog wurde als erste rassenbiologische Bildsammlung der Welt präsentiert. Rom:nja wurden darin als „eine besondere Ethnie“ vorgestellt, die aus zwei kleineren Gruppen bestehe. Lundborg beschrieb die Svenska Romers als eine exotische orientalische Gruppe; die Resande wurden in seinem Kapitel über „Vagabunden, Tattare, Kriminelle und Ähnliches“ vorgestellt.

Lundborg gab zudem einen Sammelband mit dem Titel „Ethnien im modernen Licht, unter besonderer Berücksichtigung des schwedischen Volkes“heraus, in dem Arthur Thesleff (1871–1920) ein Kapitel über Rom:nja schrieb. Er stellte die Resande als eine Gruppe mit einer romani Herkunft dar, die „entnationalisiert und zu einer hybriden Ethnie mit mehr oder weniger Abstammung von den Roma geworden“ sei; die Svenska Romers wurden hingegen als „reinrassige ursprüngliche Vagabunden, die aus den baskischen Provinzen nach Schweden kamen“ beschrieben. In Anwendung rassistischer Grundsätze verurteilte Thesleff jedoch beide Gruppen als „eine biologische Bedrohung für die schwedische Nation durch sexuelle Beziehungen zwischen ihnen und gewöhnlichen Schweden“.3Thesleff, „Zigenare,“ 73–82.

Im Jahr 1935 erstellte die Polizei von Malmö, der drittgrößten Stadt Schwedens, ein Register über die dort lebenden Rom:nja.4Ericsson, Exkludering, 148–160. Im selben Jahr erörterten die Teilnehmerstaaten auf der Konferenz der Internationalen kriminalpolizeilichen Organisation (Interpol) im benachbarten Kopenhagen die von der SS-dominierten deutschen Polizei vorgeschlagene Initiative zur Erstellung eines europaweiten Registers über die Rom:nja.5Ludi, „Swiss Policy,“ 119–132. Abgesehen von den Nationalsozialisten war der Hauptbefürworter einer internationalen Registrierung auf dieser Konferenz Harry Söderman (1902–1956) – ein bekannter Kriminologe und Gründer sowie erster Direktor des schwedischen Nationalen Zentrums für Kriminaltechnik. In der schwedischen Geschichtsschreibung hat Södermann ein sehr positives Image als Pionier der modernen Kriminologie, als Gegner des Nationalsozialismus und als Begründer der norwegischen Polizeitruppen, die im schwedischen Exil zur Befreiung Norwegens gebildet wurden. Wie neuere Forschungen jedoch zeigen, unterstützte er 1935 den deutschen Vorschlag umfassend und forderte die Interpol-Staaten auf, Fingerabdrücke und Fotografien sowie genealogische Daten über Rom:nja zu sammeln.6Selling, „The Obscured Story,“ 329–353. Im Vergleich zu den einheimischen Sámi [auch Sami oder Saami genannt] spielten Rom:nja bei den pseudowissenschaftlichen Aktivitäten der schwedischen Rassenbiologen vor 1939 jedoch eine untergeordnete Rolle. Diese Situation änderte sich während des Zweiten Weltkrieges.

Registrierung und rassistische Ermittlungen

Am 25. September 1942 erklärte die von den Sozialdemokraten geführte Koalitionsregierung, dass das „Problem“ des Landes mit den Rom:nja unverzüglich gelöst werden müsse, denn: „Die als zigenare und tattare bekannten Bevölkerungsgruppen stellen ein Problem dar, mit dem die Nation seit fast vier Jahrhunderten zu kämpfen hat. Ihre mangelnde Fähigkeit, sich an den schwedischen Rechtsstaat anzupassen, zeigt sich in ihrem Vagabundentum und ihrem parasitären Charakter.“7„Tattarproblemet,“ 165.

Schon bald führte die gegen Rom:nja gerichtete Erklärung zu einer persönlichen Registrierung aller Rom:nja und Resande durch die Polizei mithilfe sogenannter sagesmän – Informanten, die nicht aus der Gruppe der Rom:nja stammten und die vom Nationalen Amt für Gesundheit und Wohlfahrt ausgewählt wurden. Bei der Registrierung unterschied man zwischen Rom:nja und Resande. Am 31. Mai 1943 wurden während einer eintägigen Polizeirazzia Svenska Romers registriert und so landesweit 453 Personen erfasst. Bei den meisten von ihnen handelte es sich um Kalderaša, die in Wohnwagen lebten und sich jeweils ein bis zwei Wochen an einem Ort aufhielten, um ihren Berufen nachzugehen, zum Beispiel als Kleinhändler:innen, Schmiede oder fahrende Unterhaltungskünstler:innen (z. B. in Gröna Lund [Tivoli]).8„Zigenarnas antal,“ 116–127. Die winzige Gemeinschaft der Rom:nja reagierte auf die Registrierung mit großer Bestürzung; einige von ihnen glaubten, dass sie auf einen Vorschlag der NS-Botschaft in Stockholm zurückging.9Kotljarchuk, „World War II,“ 465 f.

Die Registrierung der Resande war eine Art Hexenjagd, bei der lokale Expert:innen entschieden, wer von ihren Nachbar:innen ein:eine Resande war, oft auf der Grundlage des äußeren Erscheinungsbildes oder aufgrund von häufigen Reisen der Person. Die Registrierungskarte für einen Erwachsenen umfasste 19 Fragen zu Geburts- und Wohnort, zu Kenntnissen des Romanes und zum Beruf; sie enthielt auch eine Frage zu „abnormem Aussehen und fremden Rassenmerkmalen“ [avvikande utseende och rasdrag] der Person.10Uppgifter till inventering; Kompletterande uppgifter. Insgesamt wurden bis 1944 in Schweden 7 668 Personen mit einer Herkunft von den Resande erfasst.11„Tattarnas antal,“ 377–399.

Vorschläge zur „Lösung des Problems“

Gleichzeitig machten viele akademische Expert:innen, aufgrund der Aufforderung der Regierung, verschiedene Vorschläge zur Bekämpfung der Rom:nja. Allan Etzler (1902–1980), Historiker am Stockholmer Universitätskolleg (der heutigen Universität Stockholm), war seit Ende der 1930er-Jahre der führende Experte für Studien über die Rom:nja in Schweden. Im Jahr 1944 verteidigte er die erste moderne schwedische Dissertation über die Geschichte und Sprache der Resande. Die Hauptthese von Etzler lautete, dass die Resande aufgrund historischer Belege und ihres Dialekts, der dem Dialekt der Svenska Romers ähnelt, von den Rom:nja abstammten. Neben seiner akademischen Tätigkeit war er auch Direktor des schwedischen Zentralgefängnisses in Långholmen. Als öffentlich angestellter Wissenschaftler und Beamter warb Etzler in zahlreichen Interviews und Artikeln in führenden Zeitungen für seine Ideen zur Gefängniserziehung. Er schlug die Internierung aller erwachsenen Rom:nja (sowohl der Resande als auch der Svenska Romers) in Arbeitslagern vor. Die Kinder sollten von ihren Eltern getrennt und in speziellen Waisenhäusern untergebracht werden, um sie in eine – seiner Meinung nach – „gesunde Umgebung“ zu verpflanzen.12Kotljarchuk, State, Experts, and Roma.“

Der stärkste Vertreter des rassenbiologischen Ansatzes war Nils von Hofsten (1881–1967), Professor am Staatlichen Institut für Rassenbiologie und Mitglied der Nationalen Ärztekammer. In einem Memorandum, das er 1943 an den Riksdag (das schwedische Parlament) richtete, schlug er die sofortige Zwangssterilisation der Resande vor.13Hofsten, „Utlåtande,“ 19–22. Etzler, der die Theorie von der „gemischten Herkunft“ der Resande vertrat, lehnte die Idee der systematischen Sterilisation entschieden ab und begründete seine Argumente mit der Gefahr, dass fälschlicherweise auch Nichtrom:nja sterilisiert werden könnten, sowie mit seiner Überzeugung von der Wirksamkeit der Gefängniserziehung. Seine fachliche Expertise hatte gegenüber der Regierung großes Gewicht, denn Etzler war eine führende Persönlichkeit in den Strafverfolgungsbehörden und galt als der wichtigste Experte für Rom:nja.

Auch innerhalb der Polizei wurden unterschiedliche Meinungen vertreten. Einige Polizist:innen unterstützten strafrechtliche Maßnahmen und sprachen sich in Massenmedien für die Einrichtung spezieller Arbeitslager für Rom:nja aus. Andere befürworteten öffentlich die rassenbiologische Lösung auf der Grundlage systematischer Zwangssterilisation (und argumentierten mit „wissenschaftlichen Gründen“). Gleichzeitig widersetzten sich viele Polizist:innen, darunter auch lokale Polizeichef:innen, den von der Zentralregierung vorgeschlagenen Plänen gegen die Rom:nja.14Kotljarchuk, „Etnisk kategorisering.“ Infolgedessen waren die Resande und Rom:nja als Gruppe nie ausdrücklich Ziel der Sterilisationsgesetze in Schweden.

Wie Mattias Tydén (geb. 1963) hervorgehoben hat, drehten sich die akademischen Debatten über die Sterilisation der Resande damals um die rassische Herkunft der Gruppe. Handelte es sich um eine eigene Rasse? Oder handelte es sich um eine gemischte Gruppe aus Schweden und Rom:nja, die über einen langen Zeitraum hinweg aufgrund verschiedener Faktoren entstanden war?15Tydén, Från politik till praktik, 63 f. 1944 übernahm Prof. Gunnar Dahlberg (1893–1956), als Direktor des Staatlichen Instituts für Rassebiologie und im Auftrag der Regierung die Hauptverantwortung für die rassenbiologische Untersuchung der Resande. Prof. Hofsten wurde nicht in das Forschungsteam aufgenommen, und Dahlberg entschied sich dafür, die Untersuchung mithilfe von Karl Olof Danielsson (auch Carl-Olof Danielsson, Lebensdaten nicht bekannt), einem Nachwuchswissenschaftler an der Königlichen Medizinischen Universität, durchzuführen. Beide Forscher waren Humangenetiker, keine Ethnologen. Unter Dahlbergs Leitung distanzierte sich das Staatliche Institut für Rassenbiologie von der nationalsozialistischen Wissenschaft der Rassen.16Ericsson, „Anti-Fascist Race Biology.“ In dem Bericht an die Regierung, der auch übersetzt und auf Englisch veröffentlicht wurde, stellte Dahlberg fest, dass die „Roma-Frage“ keine Grundlage in der Rasse habe – eine Schlussfolgerung, die rassenbiologische Maßnahmen stark erschwerte. Darüber hinaus fügte er hinzu, dass viele Resande nach ihren anthropometrischen Merkmalen und ihrer körperlichen Erscheinung eher den Süddeutschen ähnlich seien. Er kam zu dem Schluss, dass die Hauptprobleme durch die Armut bedingt seien, und eröffnete eine Diskussion über Wohlfahrtsmaßnahmen.17Dahlberg, „Anthropometry,“ 69–79. So wurden die umfangreichen Pläne zur „Lösung des Problems“ nicht länger thematisiert. Das Verhältnis zwischen dem Staat und den wissenschaftlichen Einrichtungen erlaubte es der Regierung nicht, ein förmliches Verfahren zur Überprüfung der Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung einzuleiten. In Schweden waren fast alle Universitäten und Forschungszentren dem Staat unterstellt. Dies bedeutete, dass der Bericht von Prof. Dahlberg von den zentralen Behörden als das letzte Wort der offiziellen Untersuchung angesehen wurde. Nach 1945 vollzog sich ein Paradigmenwechsel in der schwedischen Politik gegenüber der Minderheit der Rom:nja. Ida Ohlsson Al Fakir (geb. 1978) beschreibt ihn als einen Wechsel von der Frage, wie „unser Problem mit den Roma“ zu lösen sei, hin zu der Frage, wie „ihre Probleme“ zu lösen seien.18Ohlsson, Nya rum för socialt medborgarskap.

Rettung und Erleichterung: Weiße Busse und überlebende Rom:nja

Im Jahr 1914 erließ der Riksdag ein Gesetz, das ausländischen Rom:nja die Einreise nach Schweden verbot. Dieses Gesetz blieb bis 1954 in Kraft. Welche Rolle spielten die gegen die Rom:nja gerichteten Gesetze in der Praxis? 1934 kam eine Gruppe von 62 Rom:nja, norwegische Staatsangehörige, auf der Rückreise aus Belgien mit der Fähre in Trelleborg an, einem Seehafen im südlichen Teil Schwedens. Sie verfügten über gültige norwegische Pässe, dennoch verweigerten die schwedischen Behörden ihnen unter Berufung auf das Gesetz von 1914 die Einreise, während die norwegische Regierung ihnen die Rückkehr nach Norwegen verweigerte und ihre Pässe für ungültig erklärte. Infolgedessen wurde die Gruppe aus Schweden zurückgewiesen. Im Jahr 1944 wurden diese Rom:nja aus dem von Deutschland besetzten Belgien in das Konzentrations– und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur vier von ihnen überlebten.19Rosvoll, Å bli dem kvit, 86–123.

Das gesetzliche Verbot der Einreise ausländischer Rom:nja nach Schweden bedeutete auch, dass nur wenige Rom:nja im Zuge der vom Schwedischen Roten Kreuz unter der Leitung von Folke Bernadotte (1895–1948) in der Endphase des Krieges organisierten Rettungsaktionen „Weiße Busse“ und „Weiße Schiffe“ als Flüchtlinge aus Europa nach Schweden kamen. Diese groß angelegte humanitäre Aktion, die darauf abzielte, Skandinavier:innen und Personen mit einer „Verbindung“ zu Skandinavien aus deutschen Konzentrationslagern zu befreien, war sehr erfolgreich. Im März und April 1945 retteten etwa 300 schwedische Freiwillige, zumeist Militärangehörige, 15 345 Gefangene aus den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. 7 795 von ihnen waren norwegische und dänische Staatsangehörige und 7 550 Personen anderer Nationalitäten, darunter Tausende Juden:Jüdinnen. Wie viele Rom:nja durch die Rettungsaktionen „Weiße Busse“ und „Weiße Schiffe“ nach Schweden gekommen sind, ist nicht bekannt. Es waren jedoch mehr als zwei Personen – die polnische Romni Sofia Taikon, geborene Brzezinska (1931–2005), und Hanna Dimitri, geborene Brzezinska (1931–1992) –, die in früheren Untersuchungen genannt wurden.20Selling, Romani Liberation, 131.

Zu den weiteren Überlebenden, die 1945 nach Malmö kamen, gehören die Sintize Hulda Trollmann (1921–2002) und ihre Tochter Rosemarie Trollmann (1940–2024) (ehemalige Häftlinge von Auschwitz-Birkenau), Hildegard Braun21Auch bekannt als Hilde Braun, Hildegard Bagge, Hildegard Falck. (1921–1976), ehemals in Wöbbelin inhaftiert, einem Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme, die österreichische Romni Therezie Sarka (1929–1994), die Auschwitz-Birkenau überlebte, und die Französin Marie-Madeleine Vinstretin (1900–unbekannt) mit ihrer Tochter Gervaise Schmitt-Vinstretin (geb. 1931), beide Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Ravensbrück.

All diesen Romnja und Sintize wurde trotz des gesetzlichen Verbots von 1914 Asyl in Schweden gewährt. Diese Tatsache kann auch durch die Solidarität mit allen Opfern des Nationalsozialismus innerhalb der schwedischen Gesellschaft und des schwedischen Staates erklärt werden, die es am Ende des Krieges gab. Wie Mikael Byström (geb. 1963) und Pär Frohnert (geb. 1956) dargelegt haben, begann sich die sehr restriktive Politik gegenüber Flüchtlingen aus den von Deutschland besetzten Ländern bereits Ende 1942 zu ändern, als Schweden alle jüdischen Flüchtlinge aus dem besetzten Norwegen eingeladen hatte.22Byström und Frohnert, „Introduction II,“ 69–79. Für Rom:nja und Resande, die von dort flohen, war Schweden ebenfalls ein Ziel. Einige von ihnen wurden von der schwedischen Grenzpolizei aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit und des diskriminierenden Gesetzes von 1914 aufgehalten, aber anderen gelang die Einreise nach Schweden.23Hanson, Vid gränsen, 248 f.

Am Ende des Krieges führte Schweden eine Reihe groß angelegter humanitärer Rettungsaktionen für Juden:Jüdinnen aus Dänemark und Ungarn, für die Häftlinge der nationalsozialistischen Todeslager und für Kinder aus Finnland durch. Einige wenige Fakten deuten darauf hin, dass die Abkehr von der restriktiven Flüchtlingspolitik durch das Wissen um die rassistisch motivierte systematische Vernichtung der Gemeinschaften von Juden:Jüdinnen und Rom:nja in Europa durch den Nationalsozialismus möglich wurde. 1944 arbeitete das schwedische Einwanderungsamt einen Gesetzentwurf zum Verbot von Rassenhass aus. Der Vorschlag beinhaltete einen rechtlichen Schutz in Schweden für beide Gruppen: Juden:Jüdinnen und Rom:nja.24Kvist Geverts, „A Study of Antisemitic Attitudes,“ 209 f.

Die tatsächliche Zahl der überlebenden Rom:nja, die nach Kriegsende nach Schweden kamen, war höchstwahrscheinlich höher, als die vorhandenen Aufzeichnungen bisher vermuten lassen, und umfasst möglicherweise auch einige Flüchtlinge, deren ethnische Identität nicht dokumentiert wurde. Dazu gehören auch die Überlebenden des Völkermords, die nach der Aufhebung des gesetzlichen Einreiseverbots für Rom:nja im Jahr 1954 nach Schweden kamen. So gelangte beispielsweise 1981 eine Gruppe polnischer Rom:nja nach dem Pogrom in Oświęcim, der Stadt, die unter deutscher Besatzung in Auschwitz umbenannt worden war, als Flüchtlinge nach Schweden.25Kapralski, „The Evolution of Anti-Gypsyism,“ 101–117. Die Psychologin und Bürgerrechtlerin Ingrid Schiöler (geb. 1943) schätzte, dass Ende des 20. Jahrhunderts noch etwa 300 Rom:nja, die den Völkermord überlebt hatten, in Schweden lebten.26Thor und Wagrell, Vittnesmål från Förintelsen, 51.

Nachwirkungen

In der Nachkriegszeit änderte die schwedische Regierung allmählich ihre Politik gegenüber Rom:nja. Dies wurde nicht zuletzt durch den Niedergang der Rassenbiologie in Schweden möglich. 1943 diskutierte der erste nationale Runde Tisch die Rassenbiologie kritisch. Die akademische Tagung mit dem Titel „Rassenkonflikte und Rassenstereotypen“ fand an der Universität Göteborg statt. Der Historiker Hugo Valentin (1888–1963) aus Uppsala, ein bekannter Experte für schwedisch-jüdische Geschichte und einer der ersten Autoren von Publikationen über den nationalsozialistischen Völkermord, nahm an der Konferenz teil. Die Teilnehmer:innen waren sich darin einig, dass Rom:nja von den Wissenschaftler:innen zu Unrecht als „Bedrohung für die Gesellschaft“angesehen worden waren und dass alle wirtschaftlichen oder sozialen Probleme der Rom:nja keinen rassischen Hintergrund hätten.27Bordssamtal i rasfrågan, 26.

Im März 2014 setzte die schwedische Regierung die „Kommission gegen Antiziganismus“ [Kommissionen mot Antiziganism] ein, das erste offizielle Gremium dieser Art in Europa. Die Kommission wurde zusammen mit der Vorlage des Weißbuchs über Missbräuche und Rechtsverletzungen gegenüber Rom:nja im 20. Jahrhundert eingerichtet.28Den mörka och okända historien. Sie erhielt den Auftrag zu einer direkten Bekämpfung des Antiziganismus und sollte Vorschläge für Maßnahmen gegen Antiziganismus ausarbeiten. Die Kommission bestand aus acht Mitgliedern (sowohl Beamt:innen als auch Leiter:innen von Verbänden der Rom:nja), einer Sonderberater:in und Vorsitzenden sowie einer Referenzgruppe, der Vertreter:innen der nationalen Minderheit der Rom:nja Schwedens, Journalist:innen und Wissenschaftler:innen angehörten. Die Rolle der Kommission bestand auch darin, sich an der öffentlichen Debatte zu beteiligen und zu verschiedenen Formen von Bildungs- und Informationsmaßnahmen beizutragen. Im Juni 2016 übergab die Kommission ihren Abschlussbericht an die schwedische Regierung. Die Kommission erstellte ebenfalls eine Version des Weißbuchs für Schulen.29Antiziganismen i Sverige.

Erinnerung an den Völkermord

Wie in vielen anderen Ländern wurden auch in Schweden die Erinnerungsarbeit und Studien über den Völkermord an den Rom:nja durch die Holocaust-Forschung und die jüdischen Gedenkaktivitäten inspiriert. 1964 erhielt Sofia Taikon nach einem langen Kampf eine Entschädigung für NS-Unrecht von der Bundesrepublik Deutschland für ihre Inhaftierung in nationalsozialistischen Lagern. Ihre Geschichte wurde in Schweden zu einem Medienereignis, über das die Presse ausführlich berichtete und das die Öffentlichkeit erstmals über die nationalsozialistische Verfolgung der Rom:nja informierte.30Kotljarchuk, „Nazisternas folkmord på romer.“ Katarina Taikon (1932–1995), eine prominente schwedische Romni, Bürgerrechtlerin und Schriftstellerin, war die erste Autorin, die die schwedischen Leser:innen in ihrem berühmten Sachbuch „Wir sind die Roma“mit der Geschichte des Völkermords an den Rom:nja bekannt machte.31Taikon, Zigenare är vi. Sie sammelte auch Zeugnisse von Überlebenden des Völkermords, die nach Schweden gekommen waren. 1976 veröffentlichte Katarina Taikon den Roman „Katitzi Z-1234“, eines der ersten Kinderbücher der Weltliteratur über den nationalsozialistischen Völkermord an den Rom:nja.32Taikon, Katitzi Z-1234. In dem Buch fragt sich eine 12-jährige schwedische Romni namens Katitzi, warum Zoni (eine erwachsene Frau, die im selben Wohnwagen lebt) dasitzt und weint. Zoni erzählt eine tragische Geschichte darüber, wie sie von den Nationalsozialist:innen behandelt worden ist, bevor sie nach Schweden fliehen konnte, und wie sie in Auschwitz überlebt hat. Sie zeigt Katitzi die auf ihren linken Unterarm tätowierte Nummer Z-1234 und erklärt, dass alle Rom:nja bei ihrer Ankunft in Auschwitz von den Nationalsozialist:innen zwangsweise eine solche Tätowierung erhalten hätten. Katitzi ist so erschüttert, dass sie beschließt, sich ebenfalls ein Z auf den Arm tätowieren zu lassen.

1990 wurde in Schweden das erste Sachbuch über den Völkermord an den Rom:nja veröffentlicht; dabei handelte es sich allerdings um eine Übersetzung aus dem Norwegischen.33Johansen, Zigenarnas Holocaust.

Bürgerrechtsbewegung

Im Gegensatz zu Finnland nahm Schweden nicht am Ersten Welt-Roma-Kongress in Orpington bei London (Vereinigtes Königreich) im Jahr 1971 teil. Im Jahr 1973 wurde der Nordische Rat der Rom:nja [Nordiska Zigenarrådet] gegründet, der als Dachorganisation für Vereinigungen dient, die Communitys von Rom:nja und Resande in Skandinavien vertreten. Seitdem nehmen die Delegationen aus Schweden regelmäßig an internationalen Kongressen der Rom:nja teil und beteiligen sich an der globalen Erinnerungsarbeit zum Gedenken an den nationalsozialistischen Völkermord. Seit den 2010er-Jahren ist der nationalsozialistische Völkermord ein ständiges Thema in schwedischen Zeitschriften der Rom:nja, zum Beispiel in der Zeitschrift É Romani Glinda und Dikko – einer Zeitschrift des Verbandes der Resande.

Seit den 1970er-Jahren haben Aktivist:innen der Rom:nja und einige Wissenschaftler:innen nach einem spezifischen Begriff für den nationalsozialistischen Völkermord gesucht: Die schwedischen Vereinigungen der Rom:nja und Resande beschlossen, den Begriff „Roma-Holocaust“ (den romska Förintelsen) zu verwenden. Heute benutzen die meisten Aktivist:innen der Rom:nja in Schweden – wie auch in Deutschland oder der Tschechischen Republik – das Wort „Holocaust“ als Bezeichnung für den nationalsozialistischen Völkermord an den Rom:nja. Sie sind davon überzeugt, dass andere Begriffe dazu dienen, die Opfer unter den Rom:nja aus der Erinnerung an das einzigartige nationalsozialistische Verbrechen der Ermordung von Männern, Frauen und Kindern aus rassistischen Gründen auszuschließen.

2013 veröffentlichten die führenden Aktivist:innen der Rom:nja in Schweden einen offenen Brief an die Regierung, in dem sie gegen das offizielle Schweigen zum nationalsozialistischen Völkermord an den Rom:nja während des nationalen Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar protestierten.34Kotljarchuk, „The Holocaust of the European Roma.“ In Schweden gedenken die Verbände der Rom:nja der Opfer des nationalsozialistischen Völkermords nun zu zwei Anlässen: Am Holocaust-Gedenktag im Januar und am Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma im August.

Im Jahr 2021 beschloss die schwedische Regierung, ein nationales Holocaust-Museum in Stockholm einzurichten. Heute ist das Schwedische Holocaust-Museum ein wichtiger offizieller Akteur in der Erinnerungspolitik und beim Gedenken an die nationalsozialistischen Völkermorde an Juden:Jüdinnen und Rom:nja; es legt seinen Schwerpunkt auf die Überlebenden, die nach Schweden kamen. Das Museum sammelt Artefakte, Dokumente und anderes Material, das den Völkermord an den Juden:Jüdinnen und Rom:nja in einem historischen Kontext untersucht, einschließlich der Zeugnisse von Überlebenden mit Verbindungen zu Schweden. Es organisiert Ausstellungen, öffentliche Seminare und Studienbesuche und produziert Filme. Ein weiterer wichtiger Akteur der Erinnerungsarbeit ist das Living History Forum in Stockholm, eine staatliche Einrichtung, die als nationales Dokumentations-, Museums- und Bildungszentrum die schwedischen Schulen und die breite Öffentlichkeit über den Holocaust und die Verbrechen des Kommunismus gegen die Menschlichkeit informieren soll. Das Living History Forum hat zahlreiche populäre und didaktische Werke über den nationalsozialistischen Völkermord an den Rom:nja veröffentlicht, darunter auch Zeugnisse und Geschichten von Überlebenden, die nach Schweden kamen.35Siehe zum Beispiel: Lundgren u. a., Sofia Z-4515. In jüngster Zeit ist die Geschichte des nationalsozialistischen Völkermords an den Rom:nja ein Thema journalistischer Projekte36Hirsch und Nylander, Det tysta arvet. und literarischer Fiktion geworden.37Axelsson, Jag heter inte Miriam.

Ausblick

Es gibt zahlreiche Forschungsarbeiten über die Geschichte der verschiedenen Gemeinschaften der Rom:nja in Schweden und darüber, wie sich verschiedene Formen des Antiziganismus auf ihr Leben ausgewirkt haben; aber wie die Überlebenden des Völkermords an den Rom:nja und ihre Erfahrungen im schwedischen Kontext gesehen werden, ist noch nicht hinreichend erforscht. Schweden gehört zu den Ländern, in denen die Erforschung dieses Völkermords noch am Beginn steht, insbesondere im Vergleich zu den ausführlichen Forschungen über den Holocaust an den Juden:Jüdinnen. Diese Situation ist typisch für viele westliche Länder.38Joskowicz, Rain of Ash, Vorwort.

Mündliche Zeugnisse sind die wichtigsten Quellen für die Untersuchung des Völkermords an den Rom:nja, da es nicht viele offizielle Dokumente gibt. Der nationalsozialistische Völkermord an den Rom:nja wurde jedoch in Schweden bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts nicht dokumentiert, obwohl es viele Überlebende gibt. Volha Bartash (geb. 1985) hat die Nachkriegsdokumentation dieses Völkermords als einen Prozess des Ausschlusses aus der großen Erzählung über die nationalsozialistischen Verbrechen beschrieben. Ohne akademische Anerkennung und öffentliche Wahrnehmung existierten die meisten Zeugnisse von Rom:nja in Schweden nur mündlich in privaten Kreisen. Viele vorhandene Nachkriegsinterviews und Archivalien über den nationalsozialistischen Völkermord an den Rom:nja wurden in Schweden lange Zeit vergessen oder ignoriert. Dies geschah aus mehreren Gründen. Erstens stand Schweden nicht im Fokus der internationalen Forschung über den Holocaust und den Völkermord. Zweitens gab es in Schweden selbst relativ wenig Wissen über die Existenz solchen Materials und nur ein geringes Interesse an dessen Erforschung innerhalb der akademischen Gemeinschaft.

Dabei wurde übersehen, dass das in Schweden verfügbare Material sehr umfangreich ist. So beschrieb der Überlebende Hans Capellen (1903–1973), der in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert war, in einem Interview mit schwedischen Journalist:innen aus dem Jahr 1946 verschiedene Gruppen von Opfern, denen er begegnete. In Bezug auf die Häftlinge der Roma im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof sprach er von den tödlichen medizinischen Experimenten, die ein gewisser „Dr. Hirta“ durchführte.39Kotljarchuk, „Nazisternas folkmord på romer.“ Heute wissen wir, dass es sich bei dieser Person um den SS-Sturmbannführer Dr. August Hirt (1898–1945) gehandelt hat, einem Anatomen, der Leiter des Anatomischen Seminars an der Reichsuniversität Straßburg war.

Das Archiv des Polnischen Forschungsinstituts in der Universitätsbibliothek Lund verfügt über eine umfangreiche Sammlung von mündlichen Interviews und anderen Dokumenten über den nationalsozialistischen Völkermord an den polnischen Rom:nja, die 1945 und 1946 gesammelt wurden. Das Forschungsinstitut wurde 1945 gegründet, um ausführliche Interviews mit den ehemaligen Häftlingen zu führen und Materialien zu sammeln, die die Überlebenden aus den Lagern nach Schweden mitgebracht hatten. Der Initiator des Dokumentationsprojekts war Dr. Zygmunt Łakociński (1905–1987), Dozent für Polnisch an der Universität Lund. Der größte Teil dieses Materials ist seit Kurzem online verfügbar. Dies sind nur einige wenige Beispiele für das große Potenzial der frühen schwedischen Zeugnisse.

In den 2020er-Jahren wurde die Untersuchung des Völkermords an den Rom:nja zu einem Thema in der schwedischen akademischen Forschung. Ein groß angelegtes Forschungsprojekt über Schweden und die frühen Zeugnisse des Völkermords an den Rom:nja und den Juden:Jüdinnen begann 2024 an der Universität Uppsala.40Zeugnis ablegen für die Zukunft. Holocaust, Schweden und vergessene frühe Zeugnisse, finanziert durch den Schwedischen Forschungsrat unter 2023-05936 (PI: Andrej Kotljarchuk).

Die Diskussion über die Identität und die Rechte der Rom:nja und Resande kann nicht von der Erinnerung an den nationalsozialistischen Völkermord getrennt werden, und dies macht die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu einem reflexiven Bezugspunkt, der die gemeinsame Arbeit der schwedischen Rom:nja unterstützt und einen Eckpfeiler für ihre kulturelle und politische Mobilisierung darstellt. Jahrhundertelang waren die Gemeinschaften der Rom:nja in Schweden vom Prozess der Nationenbildung ausgeschlossen. Die Erinnerung an den nationalsozialistischen Völkermord und die Aktionen der Überlebenden haben das Potenzial, diese Situation zu verändern, und die Inklusion der Minderheit der Rom:nja in die Mehrheitsgesellschaft ebenso zu befördern wie ihre Vergangenheit in die großen Erzählungen der schwedischen Geschichte zu integrieren.

Einzelnachweise

  • 1
    Folkräkningen den 31 december 1930, 25.
  • 2
    Undersökning rörande tattare och zigenare, 84–92, 317–376.
  • 3
    Thesleff, „Zigenare,“ 73–82.
  • 4
    Ericsson, Exkludering, 148–160.
  • 5
    Ludi, „Swiss Policy,“ 119–132.
  • 6
    Selling, „The Obscured Story,“ 329–353.
  • 7
    „Tattarproblemet,“ 165.
  • 8
    „Zigenarnas antal,“ 116–127.
  • 9
    Kotljarchuk, „World War II,“ 465 f.
  • 10
    Uppgifter till inventering; Kompletterande uppgifter.
  • 11
    „Tattarnas antal,“ 377–399.
  • 12
    Kotljarchuk, State, Experts, and Roma.“
  • 13
    Hofsten, „Utlåtande,“ 19–22.
  • 14
    Kotljarchuk, „Etnisk kategorisering.“
  • 15
    Tydén, Från politik till praktik, 63 f.
  • 16
    Ericsson, „Anti-Fascist Race Biology.“
  • 17
    Dahlberg, „Anthropometry,“ 69–79.
  • 18
    Ohlsson, Nya rum för socialt medborgarskap.
  • 19
    Rosvoll, Å bli dem kvit, 86–123.
  • 20
    Selling, Romani Liberation, 131.
  • 21
    Auch bekannt als Hilde Braun, Hildegard Bagge, Hildegard Falck.
  • 22
    Byström und Frohnert, „Introduction II,“ 69–79.
  • 23
    Hanson, Vid gränsen, 248 f.
  • 24
    Kvist Geverts, „A Study of Antisemitic Attitudes,“ 209 f.
  • 25
    Kapralski, „The Evolution of Anti-Gypsyism,“ 101–117.
  • 26
    Thor und Wagrell, Vittnesmål från Förintelsen, 51.
  • 27
    Bordssamtal i rasfrågan, 26.
  • 28
    Den mörka och okända historien.
  • 29
    Antiziganismen i Sverige.
  • 30
    Kotljarchuk, „Nazisternas folkmord på romer.“
  • 31
    Taikon, Zigenare är vi.
  • 32
    Taikon, Katitzi Z-1234.
  • 33
    Johansen, Zigenarnas Holocaust.
  • 34
    Kotljarchuk, „The Holocaust of the European Roma.“
  • 35
    Siehe zum Beispiel: Lundgren u. a., Sofia Z-4515.
  • 36
    Hirsch und Nylander, Det tysta arvet.
  • 37
    Axelsson, Jag heter inte Miriam.
  • 38
    Joskowicz, Rain of Ash, Vorwort.
  • 39
    Kotljarchuk, „Nazisternas folkmord på romer.“
  • 40
    Zeugnis ablegen für die Zukunft. Holocaust, Schweden und vergessene frühe Zeugnisse, finanziert durch den Schwedischen Forschungsrat unter 2023-05936 (PI: Andrej Kotljarchuk).

Zitierweise

Andrej Kotliartchouk: Schweden, in: Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa. Hg. von Karola Fings, Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg, Heidelberg 23. Januar 2025.-

1934
7. Januar 193464 norwegische Rom:nja werden aus Belgien ausgewiesen und verlassen das Land in Richtung Oslo, Norwegen. Zwei Tage später gehen sie in Hamburg, Deutschland, an Bord eines Schiffes. Bei der Ankunft in Trelleborg, Schweden, werden sie von den Behörden abgewiesen und müssen mit dem Schiff nach Hamburg zurückkehren.
20. – 21. Januar 1934Im Bahnhof von Padborg (Pattburg), Dänemark, gelegen an der deutsch-dänischen Grenze, scheitert der Versuch von 68 Rom:nja, in ihr Heimatland Norwegen zurückzukehren.
7. März 1934Die deutsche Polizei eskortiert eine Gruppe von über 60 norwegischen Rom:nja bis zum belgischen Grenzort Herbestahl. Dort werden sie vorläufig aufgenommen, um Verhandlungen mit Norwegen über ihre Rückführung zu führen. Norwegen lehnt eine Einreise der Rom:nja ab. Die meisten von ihnen werden rund zehn Jahre später in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.
1942
25. September 1942Im neutralen Schweden erklärt die Regierung, es sei notwendig, Maßnahmen gegen Rom:nja zu ergreifen.
1943
31. Mai 1943Bei einer eintägigen Serie von Polizeirazzien im neutralen Schweden werden 453 Rom:nja polizeilich registriert.
1945
April 1945Im Zusammenhang mit der Rettungsaktion des Schwedischen Roten Kreuzes („Weiße Busse“) werden auch Rom:nja aus den nationalsozialistischen Konzentrationslagern nach Schweden evakuiert.
Juni - Juli 1945Im Rahmen der Rettungsaktion des Schwedischen Roten Kreuzes („Weiße Schiffe“) gelangen etliche Sinti:ze und Rom:nja, die die nationalsozialistischen Konzentrationslager überlebt haben, aus Deutschland nach Schweden.
1954
1. Juli 1954Das schwedische Parlament hebt das seit 1914 geltende Einreiseverbot für Sinti:ze und Rom:nja auf.
2014
20. März 2014Die schwedische Regierung setzt eine Kommission gegen Antiziganismus (Schwedisch: Kommissionen mot Antiziganism) ein, die bis 2016 tätig ist.